Die Berufsunfähigkeits-Versicherung erinnert derzeit ein wenig an den Streber bei der Einkommensabsicherung. Überall beste Noten, bei allen Lehrern beliebt, aber auf dem Pausenhof immer allein. Woran liegt es eigentlich, dass nur wenige und davon die meisten unzureichend abgesichert sind, obwohl die Produktqualität immer höher wird?

Wer weiß schon, was BU bedeutet?

Ein großes Problem ist die falsche Wahrnehmung beim Kunden. Oder besser gesagt: Die fehlende Wahrnehmung. Niemand kennt jemanden, der berufsunfähig ist. Ich kenne Freunde, die psychische Probleme haben. Oder Bekannte, die eine schwere Krankheit oder eine Verletzung haben. Und welche, bei denen der Rücken nicht mehr mitmacht. Diese Leute können selbstverständlich alle nicht mehr arbeiten. Das weiß ich.  Aber, dass ich zu mehr als 50% außerstande sind, in ihrem zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er in gesunden Tagen ausgestaltet war, aufgrund von Krankheit, Verletzung oder Kräfteverfalls, die ärztlich nachzuweisen sind, tätig zu sein, das weiß ich nicht. Ich kann mir auch kaum was darunter vorstellen.

Deswegen ist die Bedrohung auch eher abstrakt und wird weniger wahrgenommen, obwohl tatsächlich jeder vierte Berufstätige berufsunfähig wird. Diese Statistik gewinnt übrigens einiges an Schärfe, wenn man bedenkt, dass das Renteneintrittsalter bei 65 Jahren und ein paar Monaten liegt. Da die Wahrscheinlichkeit einer BU mit dem Alter zunimmt, ist logischerweise die Wahrscheinlichkeit für alle, die bis 67 arbeiten dürfen, noch höher.

Missinformation zur Einkommensabsicherung durch die Medien

Diejenigen, die das Risiko einer BU erkennen und sich zur Einkommensabsicherung informieren wollen, werden größtenteils fehlinformiert. Das liegt überwiegend daran, dass der Sensationsgehalt einer Meldung über einen armen kranken Menschen, der keine Leistung aus seiner Versicherung bekommt, schlicht höher ist, als wenn alles glatt läuft. Zu einem kleineren Teil mag es auch daran liegen, dass den heutigen Leistungsfällen aus der BU häufig noch alte Tarife mit schlechteren Bedingungen zugrunde liegen.

Bedingungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung auf hohem Niveau

Heute sind wir als Vermittler oder Berater bei der Einkommensabsicherung in der komfortablen Lage, dass die Bedingungen der BUV kaum noch diskutiert werden müssen, da beinahe alle Tarife die hohen Standards des Marktes problemlos abbilden. Doch diese Qualität hat seinen Preis. Zumindest für die Berufe, die von dem Risiko am ehesten betroffen sind. Die Berufsgruppe 1++ kann sich den Premiumschutz ohne weiteres leisten und der Versicherer kann sein high-end-Produkt auch ohne Probleme so günstig anbieten, weil hier das Risiko eher gering ist.

Preissteigerung durch Berufsgruppendifferenzierung

Diese Berufsgruppendifferenzierung ist nicht mehr umkehrbar. Jeder Versicherer, der sie nicht oder auch nur weniger anwendete,  setzt sich einer negativen Selektion aus. Diese könnte wenigstens den Bestand, wenn nicht sogar das ganze Unternehmen gefährden.

Die Preissteigerung für den Großteil der Berufe durch die Berufsgruppendifferenzierung und die mangelnde Wahrnehmung erklären, warum die Anzahl der Absicherungen der Berufsfähigkeit in keinem Verhältnis zu der Wahrscheinlichkeit des Risikos und dem damit verbundenen finanziellen Ausfall steht. Der Grund für die große Zahl an unzureichenden Absicherungen ist allerdings auf Vermittlerseite zu suchen.

Alternativen in der Einkommensabsicherung

Häufig ist der BU-Schutz ja zu teuer. Grundsätzlich gibt es bei Versicherungen dann drei Möglichkeiten, dem Kunden ein günstigeres, manchmal auch billigeres, Angebot zu unterbreiten. Bei jeder Variante fällt ein Teil des Risikos auf den Kunden zurück. Möglichkeit eins ist eine Einschränkung des Leistungsumfangs. Da aber darauf hinberaten wurde, dass die BUV die beste Lösung ist und abstrakte Verweisung den ganzen Schutz zunichte macht, ist es nun nicht mehr möglich zu argumentieren, dass eine Absicherung der Erwerbsminderung eine Alternative darstellen könnte.

Kürzere Leistungsdauer

Eine sehr interessante Variante ist die Kürzung der Leistungsdauer. So verliere ich den Schutz genau an dem Ende, wo ich ihn immer wahrscheinlicher brauche. Allerdings ist dieser Wegfall sehr gut kalkulierbar. Denn ich weiß genau, bis wann ich versichert bin. Die Lücke zwischen dem Ende der Versicherung und dem Beginn der Altersrente muss ich privat füllen. Irgendwie. Deshalb habe ich in dieser Variante unter dem Strich keine Ersparnis.

Oder ich untersuche, wie lange ich meine Ausgaben überhaupt habe. Die Ausgaben für meine Kinder hab ich in der Regel nur, bis meine Kinder selbst Geld verdienen. Also muss ich nur bis zu diesem Zeitpunkt die Ausgaben absichern. Und auch mein Haus habe ich hoffentlich schon vor dem 67. abbezahlt.

Grundsätzlich kostet eine BUV bis 60 in etwa die Hälfte der Absicherung bis 67. Das ist schon ne Menge, die ich sparen kann, wenn ich die Ausgaben immer nur so lange absichere, wie nötig.

Niedrigere Rentenhöhe

Die generell schlechteste Lösung ist eine Kürzung der Leistungshöhe. Während ich mich in der ersten Variante nur ärgere, wenn ich zwar BU wäre, aber noch nicht EU, in der zweiten nur dann, wenn ich spät und lange BU werde, ärgere ich mich bei dieser Variante in jedem Fall. Die Berufsunfähigkeits-Versicherung soll mir meinen Lebensstandard erhalten und der kostet einen gewissen Betrag. Setze ich die Absicherung niedriger an, kann ich meinen Lebensstandard nicht mehr halten. Wenn ich eine Familie habe, setze ich hier einiges aufs Spiel. Aus der Sicht des Vermittlers ist dies aber die einfachste Lösung, da der Beitrag sich linear zur Rentenhöhe verändert.

Während ich bei den anderen Varianten zusätzlichen Beratungsaufwand habe und auch Wissen über Ausweich- und Ergänzungsprodukte bzw. über gesetzliche Rentenansprüche benötige, braucht es hier nicht mehr als einen Taschenrechner.

Das optimale Ergebnis einer individuellen Risikoanalyse kann eine Absicherung der Grundfähigkeiten, eine Multi-Risk, eine Schwere-Krankheiten-Police oder eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung sein. Und bei der BUV kann für den einen eine Infektionsklausel wichtig sein. Für den anderen aber die Definition der Ausschlussklausel für den Auslandseinsatz. Und für den nächsten eine fehlende Frage nach Hobbies im Antrag.

Wie auch in der Schule die Qualität der Schüler von der Qualität der Lehrer abhängt, so steht und fällt der passende Versicherungsschutz in der Einkommensabsicherung mit einer kompetenten Beratung. Und diese sollte sich immer an den individuellen Bedürfnissen des Kunden orientiert.

Kompetente Beratung gibt´s hier 🙂