Es wird eher selten passieren, dass ein Versicherungsvermittler dich auf eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung anspricht. Weil es nämlich ein besseres Produkt gibt: Die Berufsunfähigkeits-Versicherung. Ist also lieb gemeint.

Ich denke aber, dass die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung öfter mal die passende Absicherung sein könnte. Aber das darfst du selbstverständlich selbst entscheiden. Ich kläre hier nur auf und versuche wertfrei zu bleiben. Ich geb mir Mühe.

Es gibt zwar nicht viele Anbieter einer EUV und es werden auch immer weniger, aber das Leistungsspektrum ist wesentlich weiter gestreut als bei den Anbietern der BUV. Während es bei der Berufsunfähigkeits-Versicherung kaum Abweichung im eigentlichen Leistungsauslöser gibt, variiert die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung hier stark.

Wann leistet die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung?

Eine gute EUV, wie z.B die Premium-Variante der Stuttgarter, der INTER oder der Continentale, leistet, wenn ich für die nächsten sechs Monate außerstande bin, am allgemeinen Arbeitsmarkt für drei Stunden am Tag ein Einkommen zu erzielen. Ich bekomme auch meine Rente, wenn ich bereits sechs Monate erwerbsunfähig war.

Es gibt aber durchaus Anbieter, die eine dauerhafte Prognose, drei Jahre, 18 oder 12 Monate verlangen. Und um das noch komplizierter zu machen, sind Prognose und Fiktion auch mal verschieden. Prognose ist der Zeitraum in die Zukunft. Ich muss also für die nächsten sechs Monate erwerbsunfähig sein. Fiktion bedeutet, dass der Versicherer davon ausgeht, dass ich dauerhaft EU bin, wenn ich es schon für einen bestimmten Zeitraum war. 18 Monate zum Beispiel.

Außerdem gibt es einige Anbieter, die die tägliche Erwerbsfähigkeit anders bestimmen. Manchen verlangen eine verbleibende Restarbeitskraft von einer oder zwei Stunden. Es gibt sogar eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung, die sieben Stunden in der Woche verlangt.

Es lohnt sich hier also noch mehr als bei der BUV ganz genau in die Bedingungen zu sehen. Denn die Unterschiede können sehr groß sein. Ist der Beitragsunterschied bei zwei Tarifen weit auseinander, ist das schon verdächtig. Da sollte ich dann genauer nachsehen.

Auf welche Berufe darf ich überhaupt verwiesen werden?

Einfach gesagt, leistet die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung also, wenn ich keinem Beruf mehr ein Einkommen erzielen kann. Der Beruf muss aber dem allgemeinen Arbeitsmarkt zuzuordnen sein. Es darf also kein Schon-, Nischen- oder behindertengerechter Arbeitsplatz sein. Es gibt zwar keine Legaldefinition, was ein Schon- oder Nischenarbeitsplatz sein soll, aber in der Praxis handelt es sich hierbei immer um einen Arbeitsplatz, der geschaffen wurde, um einem gesundheitlich eingeschränkten Arbeitnehmer die Möglichkeit zu schaffen, weiter arbeiten zu können. Oder der Arbeitsplatz ist von Grund auf so einfach, dass er durchgehend mit gesundheitlich eingeschränkten Arbeitnehmern besetzt wird.

Der vielzitierte Pförtner wird häufig herangezogen, um die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung schlecht zu machen. Bei diesem Beruf handelt es sich aber in der Regel um einen Schonarbeitsplatz. Die EUV könnte also nicht darauf verweisen. Auf einen Nachtwächter allerdings schon und hier ist der Übergang sicherlich fließend. Es kann also schon auch sein, dass eine Pförtnerstelle so ausgestaltet ist, dass sie als Verweisungsberuf infrage käme.

Davon abgesehen geht es immer darum, dass ich gesundheitlich in der Lage sein muss, in dem Verweisungsberuf mehr als drei Stunden arbeiten zu können. Dass das geht, muss der Versicherer auch darlegen können. Er darf nicht einfach sagen: Mach mal, weil du könntest. Er muss das schon auch beweisen, dass ich das könnte.

Die Verweisungsmöglichkeiten sind also nicht uneingeschränkt, aber doch sehr, sehr groß!

Auch psychische Erkrankungen sind mitversichert!

Der große Vorteil der EUV ist, dass es nicht auf die Art der Einschränkung ankommt. Wenn ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im verlangten Umfang arbeiten kann, gibt es Geld. Vereinfacht gesagt. Der Versicherer macht das nicht gerne und prüft auch sicherlich. Aber dem Grunde nach muss er ja auch leisten, wenn ich bedingungsgemäß erwerbsunfähig bin.

Anders als bei der Grundfähigkeits-Versicherung oder der Schweren-Krankheiten-Absicherung ist der Schutz nicht auf wenige Einschränkungen oder Krankheiten beschränkt. Auch psychische Erkrankungen sind mitversichert. Fast so gut wie in der BUV. Ein Dachdecker mit Höhenangst ist berufs-, aber vermutlich nicht erwerbsunfähig. Beim größten Teil der möglichen Erkrankungen, wie z.B. Depressionen oder Burn-Out, deckt sich aber der Leistungsumfang.

Und egal, woher die Statistiken kommen: Es ist immer von 30%-40% aller Leistungsfälle in der BUV aufgrund psychischer Erkrankungen die Rede. Bei körperlich geprägten Berufen mögen es prozentual weniger BU-Fälle sein. Es gibt hier eben auch mehrere Möglichkeiten, wegen körperlicher Einschränkungen berufsunfähig zu sein. In der totalen Zahl sind es ebenso viele wie bei kaufmännischen Berufen.

Ist mir also hauptsächlich die Absicherung von psychischen Erkrankungen wichtig, eignet sich die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung ganz hervorragend. Und hier dürfte es auch egal sein, ob der Tarif leistet, wenn ich nur noch 3 Stunden am Tag oder 7 Stunden in der Woche arbeiten könnte. Psychische Erkrankungen ermöglichen für gewöhnlich überhaupt keine geregelten Arbeitszeiten mehr.

Für wen ist die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung geeignet?

Die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung eignet sich unter verschiedenen Voraussetzungen.

Wenn ich in meinem Beruf nur sitze und am Computer arbeite, ist die EUV ausreichend. Es gibt ja keinen Beruf, auf den mich der Versicherer verweisen könnte.

Das wissen aber auch die Versicherer, weshalb hier der Top-Schutz einer Berufsunfähigkeits-Versicherung auch nicht mehr kostet. Meistens sogar weniger. Das liegt daran, dass die BUV in mehr Risikoklassen, sogenannte Berufsgruppen unterteilt, als die EUV. Dadurch wird die BUV in der Top-Gruppe der Akademiker günstiger, obwohl der Schutz etwas umfangreicher ist.

Die EUV eignet sich aber auch dann für mich, wenn ich tatsächlich in einem körperlich geprägten Beruf arbeite, aber mir auch vorstellen könnte, umzuschulen. Dann würde ich das finanzielle Risiko selbst tragen, meinen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Wichtig ist hier, dass ich mir das nicht nur vorstellen, sondern auch leisten können muss. Ich brauche also Rücklagen, um eine mehrjährige Umschulung zu überstehen. Das Arbeitsamt zahlt hier zwar mit, aber ob das auch reicht, um die Familie zu ernähren, muss jeder für sich ausrechnen. Unmöglich ist es nicht.

Eine weitere Ungenauigkeit wäre hier, dass ich dann auch ein Job-Angebot haben muss. Ansonsten kann ich umschulen wollen, so viel ich will. Wenn es bei mir in der Gegend keine freie Stelle gibt, steh ich dumm da.

Was ist nochmal genau der Unterschied zur Berufsunfähigkeits-Versicherung?

Wenn ich für mich einschätzen möchte, ob ich lieber eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung oder eben eine Berufsunfähigkeits-Versicherung möchte, sollte ich ja auch ganz genau wissen, was die Unterschiede sind.

Ich machs mal kurz: Die BUV leistet, wenn ich aufgrund einer gesundheitlichen Einschränkung nur noch zur Hälfte in meinem Beruf arbeiten kann. Habe ich eine Prognose für sechs Monate oder war ich tatsächlich sechs Monate BU, bekomme ich mein Geld.

Wenn ich als Dachdecker wegen Knieproblemen nicht mehr aufs Dach komme, wäre ich berufsunfähig. Erwerbsunfähig wäre ich erst dann, wenn ich deswegen auch nicht in einem Büro arbeiten könnte. Oder auch sonst wo.

Ich denke, es ist offensichtlich, dass die Berufsunfähigkeits-Versicherung viel besser ist. Aber ich fahre auch nen Passat, obwohl ein Audi A8 viel besser ist.

Jetzt Geld sparen, kann im Leistungsfall teuer werden!

Das hat zwei Gründe: Geld und Bedürfnis. Der A8 ist teurer und mir ist das, was ihn teurer macht, nicht wichtig. Haben ist immer besser als brauchen. Aber ich muss es mir auch leisten wollen.

Im Vergleich zwischen der EUV und der BUV ist es ebenso. Die Berufsunfähigkeits-Versicherung ist teurer, weil sie besser ist. Sie leistet in viel mehr Fällen. Meine Familie und ich können darauf hoffen, schon bei einer Einschränkung in meinem Beruf, finanziell unterstützt zu werden. Selbst wenn ich noch in einem anderen Beruf ein Einkommen erzielen könnte.

Ist das für mich aber eher Luxus, den ich mir nicht leisten möchte, ist die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung eine Alternative. Mein Vorteil: Ich spare jetzt garantiert Geld. Und im schlimmsten Fall bin ich sehr gut abgesichert. Nämlich dann, wenn ich kein Einkommen mehr erzielen kann. Nicht einmal, wenn ich es wollte.

Mein Risiko ist der Zeitraum der Umschulung. In dieser Zeit muss mein Geld reichen, sonst wird es eng. Das andere Risiko ist der Arbeitsmarkt. Es wäre ja immerhin möglich, dass es keinen Job gibt, wenn ich umschulen muss.

Ist jetzt eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung das richtige für mich?

Ob der Schutz für mich ausreichend ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich trage halt einen mehr oder weniger großen Teil des Risikos selbst. Würde ich eh umschulen, könnte diese Zeit überbrücken und schätze das Arbeitsmarkt-Risiko als gering ein, dann kann ich das schon machen. Wenn es ums Geld geht, kann ich manchmal ganz konkret sagen, dass die Beiträge für eine Berufsunfähigkeits-Versicherung das monatliche Budget sprengen. Eine Versicherung eines zukünftigen Risikos ist nicht sinnvoll, wenn ich jetzt garantiert finanzielle Schwierigkeiten bekomme. Gerade dann muss ich prüfen, ob ich nicht wenigstens mein Einkommen im Rahmen einer Erwerbsunfähigkeits-Versicherung absichere.

Am besten ist es, wenn dich ein ehrlicher Makler dazu berät. Und wenn Kemnath oder Kronach zu weit weg ist, dann eben per Telefon 😉

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