Redet man von biometrischen Risiken, dann denkt man sofort an die finanzielle Absicherung der Hinterbliebenen im Todesfall oder an die Absicherung der Arbeitskraft. Dabei rücken Ausweich-Produkte, wie z.B. die Grundfähigkeits-Absicherung oder die Schwere-Krankheiten-Vorsorge immer mehr in den Fokus der Vermittler, weil sie für viele Berufsgruppen deutlich günstiger sind als eine Berufsunfähigkeits-Versicherung. Dieser teilweise deutliche Beitragsunterschied resultiert daraus, dass nur die BUV leistet, wenn ich für sechs Monate außerstande bin, meinen Beruf auszuüben. Damit ist es auch die einzige Absicherung, die meinen Einkommens-Ausfall absichert.

Ausweich- und Ergänzungsprodukte, wie die oben schon genannte Grundfähigkeitsversicherung oder die Schwere-Krankheiten-Vorsorge, sichern in erster Linie nicht das Einkommen ab. Sie sind ursprünglich dazu konzipiert, die Kosten zu decken, die entstehen, wenn ich dauerhaft eine Grundfähigkeit verliere oder an einer schweren Krankheit leide. Dass damit ein Einkommensverlust einhergeht, ist zwar häufig anzunehmen, aber der Leistungsauslöser ist davon unabhängig.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es wenigstens merkwürdig, dass die meisten Produkte, die vor den finanziellen Folgen einer schweren Krankheit oder dem Verlust einer Grundfähigkeit schützen, auf das Endalter 67, also dem gewöhnlich anzunehmenden Renteneintritt, begrenzt sind.

Der KrankFallSchutz: Eine Art Grundfähigkeitsversicherung für Senioren

Die IDEAL hat mit dem KrankFallSchutz eine Versicherung auf dem Markt gebracht, die als Zielgruppe eben jene Kunden jenseits der 67 anspricht. Denn die wohl auffälligste Besonderheit für das Biometrie-Produkt der IDEAL ist der Verzicht auf die Begrenzung des Eintrittalters. Darüber hinaus würde der Vertrag auch lebenslang laufen. Dadurch ist der Tarif für alle interessant, die zwar keinen Einkommensausfall zu befürchten hätten, aber die Einschränkungen durch den Verlust einer Grundfähigkeit oder durch eine schwere Krankheit durch Umbaumaßnahmen oder Hilfsmittel ausgleichen oder durch besondere Therapien lindern möchten.

Der KrankFallSchutz verspricht eine Absicherung gegen die finanziellen Folgen von schweren Unfällen und schweren Krankheiten und doppelte Leistung bei Verlust einer Grundfähigkeit durch Unfall.

Als Unfall  gelten im KrankFallSchutz auch erhöhte Kraftanstrengung, Vergiftungen und Unfälle, die ich bei der Rettung von Menschen und Sachen erleide. Eigenbewegung ist nicht explizit aufgeführt.

Keine Gliedertaxe, sondern Grundunfähigkeit

Eine gewöhnliche Gliedertaxe gibt es im KrankFallSchutz nicht. Geleistet wird, wenn unfallsbedingt die Gebrauchsfähigkeit eines Armes oder Beines zu 50%, oder die einer Hand oder eines Fußes zu 100% eingeschränkt ist. Außerdem bei vollständigem Verlust der Sehkraft oder des Gehörs.

Auch der Verlust der Grundfähigkeit muss durch einen Unfall ausgelöst sein. Die Sehkraft gilt als verloren, wenn die Restsehfähigkeit unter 2/50 der normalen Sehkraft betragen.

Ein Verlust der Sprachfähigkeit liegt vor, wenn die versicherte Person nicht mehr in der Lage ist mit der Umwelt zu kommunizieren.

Wer weiß, dass man nicht nicht kommunizieren kann, merkt, dass diese Definition im Zweifelsfall schwer zu erfüllen ist. Schon einzelne Laute, ohne jeden morphologischen Sinn, können Emotionen transportieren, weshalb man hier schon von Kommunikation sprechen könnte.

Ein Verlust der Hörfähigkeit liegt vor, wenn ich außerstande bin, Geräusche unterhalb von 90 Dezibel wahrzunehmen. Das entspricht einem LKW-Motor in 10m Entfernung oder einem Handschleifgerät. Auch hier wird deutlich, dass dieses Kriterium schwer zu erfüllen ist.

Gute Definition der Handfunktion

Der Verlust der Handfunktion ist wiederum relativ gut definiert. Ich muss mit beiden Händen außerstande sein, einen Schreibstift zu benutzen oder einen Schlüssel in ein Buntbartschloss einzuführen und zu öffnen oder einen Bleistift vom Boden aufzuheben oder mit einer 2-kg-Hantel Dreh- und Hebebewegungen durchführen.

Da ein Unfall der Auslöser sein muss, ist es ungleich schwerer, diesen Zustand gleichzeitig mit beiden Händen zu erreichen.

Die Grundfähigkeit des Gehens ist beinahe mustergültig definiert. Ich darf nicht in der Lage sein, auf einem ebenen Boden 200m innerhalb von 10 Minuten unter Verwendung verordneter Hilfsmittel zurückzulegen. Eine genauere Definition der Hilfsmittel wäre wünschenswert. Ein Rollstuhl dürfte nicht darunter fallen, da in diesem Fall nicht mehr von Gehen die Rede sein kann.

Die geistigen Fähigkeiten sind über einen Test zu ermitteln.

Der Verlust der Grundfähigkeit muss dauerhaft sein. Das ist als mindestens 3 Jahre definiert, und muss innerhalb eines Jahres nach dem Unfall eingetreten sein. Die Anzeige muss innerhalb von 21 Monaten erfolgen.

Kleinere Kapitalleistung bei Oberschenkelhalsbruch

Darüber hinaus gibt es noch kleinere Kapitalleistungen bei Oberschenkelhals- oder Armbruch. Diese Leistungen dürfen nur insgesamt zweimal in Anspruch genommen werden.

Ebenso gibt es eine Kapitalleistung, wenn man innerhalb eines Jahres nach einem Unfall an einer unfallfremden Ursache verstirbt. Sofern eine Leistung wegen Unfall fällig wurde oder man an den Folgen des Unfalls verstirbt.

Außerdem gibt es werden Bergungskosten und kosmetische Operationen bis zu 20.000 Euro bzw. 10.000 Euro übernommen.

Der Mitwirkungsanteil liegt bei 30%.

Versicherte Schwere Krankheiten sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und gutartiger Hirntumor. Tritt eine der versicherten Krankheiten ein, so erhält der Versicherte eine monatliche Rente für maximal 12 Monate. Voraussetzung hierfür ist, dass die versicherte Person mindestens 28 Tage überlebt.

Die IDEAL kann den Vertrag ordentlich kündigen, wenn zeitgleich der gesamte Teilbestand gekündigt würde. Diese Regelung kennt man aus anderen Multi-Risk-Policen und sie verlangt dem Kunden schon einiges an Vertrauen in das Unternehmen ab. Gerade im Fall eines über 67-Jährigen wäre es fast unmöglich sich erneut vergleichbar abzusichern.

Positiv hervorzuheben ist die Innovationsgarantie. Bedingungsgemäße Verbesserungen gelten auch immer für den Bestand.

Produkt ist unvergleichlich

Die Bewertung des Produkts fällt einigermaßen schwer. Auf der einen Seite ist deutlich erkennbar, dass die Leistungsauslöser der Grundfähigkeiten über Unfall eher selten greifen werden. Andererseits ist es bei einer lebenslangen Absicherung auch schlicht nicht sinnvoll für das Unternehmen, den Verlust der Grundfähigkeiten unabhängig vom Entstehen abzusichern. Im höheren Alter wäre das Risiko wohl nicht zu bezahlen.

Die begrenzte Leistungsfähigkeit ist generell ein Merkmal der sogenannten Multi-Risk oder auch der Grundfähigkeits- und Schwere-Krankheiten-Versicherungen, da der Auslöser immer einzeln definiert ist. Die Berufs- und Erwerbsunfähigkeits-Versicherung leistet unabhängig vom Zustandekommen. Hier wird der Leistungsauslöser ein zweites Mal eingeschränkt, da er nur durch einen Unfall entstehen darf.

Da die Gesundheitsprüfung recht einfach zu bestehen ist, wird der Auslöser der Schweren Krankheiten dem Versicherer wahrscheinlich mehr Kosten verursachen, obwohl die Auszahlungshöhe stark begrenzt ist.

Unterm Strich

Insgesamt bietet der KrankFallSchutz aber eine weitere Alternative am Markt, die im Einzelfall passend sein kann. Denn es gibt sonst nix, um sich auch im Alter gegen den Verlust der Selbständigkeit, jenseits der Pflegeversicherung, abzusichern. Man sollte den Tarif zumindest im Hinterkopf behalten, da die Zielgruppe immer mehr in den Fokus rücken wird.