In der Arbeitskraft-Absicherung ist Kreativität gefragt, um auch risikoreichen Berufsgruppen den Zugang zur Berufsunfähigkeitsversicherung zu ermöglichen. Dazu scheinen temporäre Lösung der richtige Ansatz zu sein. So kann der Versicherte auf eine Rente zurückgreifen und sich auf seine Genesung konzentrieren oder sein Leben so weit umgestalten, dass er in einem neuen Beruf wieder ein Einkommen erzielen und selbständig leben kann.

Die bekanntere Variante der temporären BU leistet für einen gewissen Zeitraum aufgrund von Berufsunfähigkeit und prüft anschließend auf Erwerbsunfähigkeit(EU). Die Rente würde bei Vorliegen einer EU in gleicher Höhe die Rente weiter bezahlen, aber bei bloßem Vorliegen einer BU einstellen.

Drei Jahre doppelte Leistung bei der Stuttgarter BU Plus life

Die Stuttgarter geht hier einen anderen Weg. Die Stuttgarter BU Plus life leistet über die gesamte Vertragslaufzeit insgesamt für 36 Monaten die doppelte versicherte Rente wegen Berufsunfähigkeit. Danach wird weiterhin wegen BU geleistet, allerdings nur noch die eigentlich versicherte Rente. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass über die 36 Monate hinaus geleistet wird, allerdings ist die Höhe der Leistung dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr ausreichend. Es sei denn, ich verdiene mittlerweile dazu. Bin ich dazu nicht fähig, also erwerbsunfähig, hätte ich höchstwahrscheinlich ein finanzielles Problem. Ob die Variante der temporären BU, die nach dem BU-Leistungszeitraum auf EU prüft, insgesamt für den Versicherten günstiger ist, ist nicht abschließend zu beurteilen. Im Vergleich lässt sich aber feststellen, dass die temporäre BU Stuttgarter BU Plus life deutlich günstiger als das alternative Modell der Mitbewerber ist.

Klare Definitionen in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Die Stuttgarter BU Plus life ist überdurchschnittlich klar in den Definitionen. Besonders bemerkenswert sind die angebotenen Serviceleistungen bei der Leistungsbeantragung und der Umorganisation von Selbständigen. Hier wäre es wünschenswert, wenn die Stuttgarter die angebotenen Leistungen auch für Angestellte um Umschulungs- oder auch Rehabilitations-Maßnahmen erweitern könnte.

Berufsunfähig ist nach den Bedingungen der Stuttgarter BU Plus life auch, wer ein behördliches Tätigkeitsverbot von wenigstens 50% aufgrund von Infektionsgefahr ausgesprochen bekommt. In diesem Umfang haben das derzeit nur zwei weitere Versicherer geregelt, weshalb der Tarif in besonderem Maß für Berufe attraktiv ist, die für gewöhnlich mit einem behördlichen Tätigkeitsverbot aufgrund Infektionsgefahr belegt werden, wie z.B. medizinische Berufe oder alle, was mit Lebensmitteln zu tun hat. Grundsätzlich sieht die geltende Rechtsprechung ein Tätigkeitsverbot aus gesundheitlichen Gründen derzeit als bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit an. Allerdings ist es immer besser, wenn es in den Bedingungen steht, da man nie weiß, wie die Rechtsprechung das zukünftig bewertet.

Pflegebedürftigkeit mitversichert

Berufsunfähigkeit infolge einer Pflegebedürftigkeit liegt bei der Stuttgarter bereits bei Verlust einer von sechs genannten Aktivitäten des täglichen Lebens vor. Besonders hervorzuheben ist hier die genaue Definition der BU infolge seelischer Erkrankungen oder geistiger Behinderungen. Sobald der Versicherte sich oder andere gefährdet und deshalb täglicher Beaufsichtigung bedarf, läge bedingungsgemäß eine BU vor. Das beinhaltet beispielsweise Essstörungen, die in einem kaufmännischen Beruf nicht per se zur Berufsunfähigkeit führen würden. In dieser Definition wären diese erfasst.

Bei dem Ausschluss des Vorsatzes sind Verkehrsdelikte ausgenommen. Das ist deswegen interessant, weil beispielsweise das Telefonieren mit einem Handy ohne Freisprecheinrichtung im Auto (vgl. §23 StVO) nur vorsätzlich begangen werden kann. Würde der Versicherte infolge dieser Ordnungswidrigkeit berufsunfähig, bestünde keine Leistungspflicht. Durch die namentliche Ausnahme der Verkehrsdelikte in den Bedingungen des Tarifs ist die versicherte Person allerdings auf der sicheren Seite.

Die Mitwirkungspflichten sind leicht verständlich dargestellt. Im Kundensinne ist es allerdings negativ zu werten, dass der Versicherer nicht auf die Mitteilungspflicht bei gesundheitlicher Verbesserung verzichtet. Im schlimmsten Fall müsste der Versicherte bei rückwirkender Aberkennung der BU neun Monatsrenten zurück- und ebenso viele Beiträge nachzahlen.

Wiedereingliederungshilfen bis zu 10.000 Euro

Allerdings zahlt die Stuttgarter BU Plus life eine Wiedereingliederungshilfe in Höhe von bis zu 12 Monatsrenten (max. 10.000 Euro), wenn der Vertrag noch mindestens 12 Monate läuft. Außerdem muss die Leistungspflicht des Versicherers enden, weil die versicherte Person eine Umschulungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen hat. Diese Option steht dem Versicherten mehrmals zur Verfügung.

Innerhalb der ersten fünf Jahre und vor Vollendung des 35. Lebensjahres kann der Tarif ohne erneute Gesundheitsprüfung in einen BU-Vertrag in Höhe der doppelten Jahresrente (max. 24.000 Euro) abgeschlossen werden. Diese Option kann ich nicht mehr ziehen, wenn ich die Rente bereits im Rahmen einer Nachversicherung erhöht habe.

Unterm Strich

Zusammenfassend ist die Stuttgarter BU Plus life eine bedarfsgerechte Absicherung für alle, die eine hohe Bereitschaft zu Umschulungsmaßnahmen innerhalb der ersten drei Jahre an den Tag legen. Allerdings wird es kaum Fälle geben, in denen der tatsächliche Bedarf nach drei Jahren sinken würde. Die Absenkung der Rente ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Es ist aber möglich, dass bis dahin eine Erwerbsminderungsrente bewilligt wurde. Der Beitrag ist gerade für junge Menschen sehr attraktiv, allerdings fällt auch das Risiko einer langlaufenden BU zu 50% auf mich zurück.