Der Marktstandard der Berufsunfähigkeitsversicherung ist mittlerweile auf einem extrem hohen Niveau. Die Bedingungen, die im Leistungsfall tatsächlich relevant sind, erfüllen die allermeisten Tarife. Echte Innovationen sind selten. Vieles ist einfach nur Marketing. Und da kommt die Alte Leipziger, die sicherlich zu den besseren BU-Versicherern am Markt gehört, und verspricht schon Ende 2018 mit der neuen Berufsunfähigkeitsversicherung die größte Innovation des Jahres 2019. Ich hoffe sehr, dass sie nicht recht haben. Nicht nur, weil die Innovation der Berufsunfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger nur so mittelgut ist.

Es sei vorangestellt, dass die neue Berufsunfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger nach wie vor zu den besten am Markt gehört. Dazu schreib ich später noch mehr. Die Kritik an der neuen Klausel, die ein vereinfachtes Verfahren bei Krebs in den Bedingungen festschreibt, ist eigentlich nur durch das hochtrabende Marketing der Alten Leipziger gerechtfertigt.

Was kann die neue Berufsunfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger?

Die Alte Leipziger ist nach wie vor einer der wenigen Versicherer, die regelt, dass der Anspruch auf BU-Rente in der Höhe bestehen bleibt, wie sie zuletzt im Leistungsfall war. Denn angenommen, ich habe 1.000 Euro versichert, werde BU und erhalte 3 Jahre lang 3% aus der Dynamik, dann stehe ich bei 1.093 Euro. Am Ende der Leistungsdauer falle ich bei der Alten Leipziger nicht zurück auf die 1.000 Euro.

Eine weitere Besonderheit der Berufsunfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger ist, dass ich auch vereinbaren könnte, erst ab einem Grad von 75% Berufsunfähigkeit die volle Leistung erhalte. Über die Sinnhaftigkeit soll hier nicht diskutiert werden, aber es ist gut zu wissen, dass sich hier auch über diesen Weg Beiträge einsparen ließen. Es könnte beispielsweise für alle Kunden sinnvoll sein, die eine hohe Arbeitsmoral aufweisen, aber überhaupt keine Lust auf irgendeine Form von abstrakter Verweisbarkeit haben.

Der Versicherer aus Oberursel glänzt immer wieder durch konkrete Definitionen. So ist z.B. die Zumutbarkeit eines Verweisungsberufes wirtschaftlich so definiert, dass das Bruttoeinkommen mehr als 80% dessen im zuletzt ausgeübten Beruf sein muss. Selbst wenn der BGH die Grenze für unzumutbar erklärte. Die Alte Leipziger würde immer nach der höheren Grenze prüfen.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger verzichtet auf die Umorganisation, wenn der selbständige Akademiker ist und zu 90% kaufmännisch tätig oder er in den letzten 2 Jahren durchgehend weniger als 5 Mitarbeiter hatte.

Die Krebs-Klausel als Innovation?

Der §9 heißt schon so schön: „Gibt es ein vereinfachtes Verfahren, wenn der Versicherte an Krebs erkrankt?“ Wie zu erwarten, lautet die Antwort nicht Nein. Die Innovation der Alten Leipziger ist eine Leistung von 15 Monaten, wenn der Vertrag schon mindestens 6 Monate bestand zum Zeitpunkt der ersten Diagnose von Krebs.

Für diesen Leistungsauslöser müssen 2 Nachweise erbracht werden. Es muss Krebs vorliegen und ein Facharzt muss bestätigen, dass ich entweder eine Chemo- oder Strahlentherapie mache oder bald machen muss. Oder eine Operation dazu führt, dass ich lebenslang Medikamente einnehmen muss. Oder ich erhalte einen Grad der Behinderung. Aber auch, wenn ich BU bin. Oder ich befinde mich bereits in einer palliativen Therapie.

Der letzte Punkt wirft die Frage auf, was mit der Leistung im Todesfall innerhalb der 15 Monate passiert. Aber hierzu stellt die Alte Leipziger klar, dass die Leistung mit dem Tod endet.

Allerdings nicht, wenn ich innerhalb der Zeit wieder gesunde. Dann werden die 15 Monate durchgezahlt.

Der Krebs ist gekennzeichnet durch unkontrolliertes Wachstum maligner Zellen, muss in umliegendes Gewebe eindringen und muss tendenziell Metastasen bilden.

Die Klausel ist vielleicht nicht die unglaubliche Innovation, für die sie die Alte Leipziger verkauft. Aber sie ist sicherlich hilfreich, wenn der Kunde tatsächlich an Krebs erkrankt. Denn egal, ob die BU länger als 15 Monate dauert, der Versicherte zwischendurch verstirbt oder gesundet. Er erspart sich vor oder während der kräftezehrenden Chemotherapie die Erstellung einer Tätigkeitsbeschreibung und den ausführlichen Nachweis der Berufsunfähigkeit. Als kleiner Verbesserungsvorschlag wäre anzumerken, dass die Meldefrist von 6 Monaten ab der Diagnose wegfallen sollte. Wem das wichtig ist, der könnte auch eine Dread Disease abschließen.

Unterm Strich

Unterm Strich hat die Alte Leipziger ihren Tarif auf hohem Niveau erneut verbessern können. Wie oft die neue Klausel tatsächlich zum Tragen kommt und wie der Mehrwert dann tatsächlich ist, wird sich zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass 2019 noch die eine oder andere Innovation bringt, die es mit dieser aufnehmen kann. Das Jahr ist ja noch jung.

Und hier gibt es noch mehr zur Berufsunfähigkeitsversicherung 🙂