Update: Die INTER hat schnell dazugelernt. Die INTER ProKids gibt es in dieser unguten Form nicht mehr.

Wenn ich meinen Ruhestand planen und meine Wünsche und Träume finanziell unterfüttern möchte, dann muss ich grundsätzlich zwei verschiedene Szenarien prüfen. Als erstes muss ich annehmen, dass wir uns tatsächlich nur in einer kurzen Phase einer Niedrigzins-Umgebung befinden und mittelfristig die Zinsen wieder steigen werden. In diesem Fall habe ich in meinem bekannten Spannungsdreieck aus Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit keinen festen Wert, da ich evtl. mehr Rendite zu höherer Sicherheit bei größerer Flexibilität erzielen könnte, wenn ich abwarte, bis der Höchstrechungszins wieder steigt.

Nehme ich hingegen an, dass wir uns derzeit nicht in einer Niedrigzins-Phase befinden, sondern dass wir ab sofort in einem Niedrigzins-Zustand leben, fällt die Entscheidung leichter. Wende ich innerhalb dieses Szenarios dann nämlich das  Spannungsdreieck  an, ist die garantiert erreichbare Rendite fix bzw. kann höchstens runter auf null gehen. Ist mir Sicherheit noch wichtig, dann kann ich meinen Ertrag nur über die Laufzeit erhöhen, weshalb ich besser heute als morgen mit der Altersvorsorge beginnen sollte. Wir befinden uns derzeit also in der paradoxen Situation, dass Pessimisten entscheidungsfreudiger sind als Optimisten.

Vorsicht ist immer angebracht

Grundsätzlich ist es aber immer besser vorzusorgen, als nicht zu tun. Und je eher man sich die Rechnungsgrundlagen für die Rente sichert desto besser. Unter diesem Blickwinkel scheint es naheliegend, wenn man schon für Kinder eine Rentenversicherung abschließt. Diese Versicherung muss hauptsächlich zwei Dinge leisten, die beide mit der extrem langen Laufzeit von bis zu 67 Jahren zusammenhängen. Zum einen muss der Vertrag flexibel zu gestalten sein, da ich eben nicht weiß, was das Leben so bringt. Zum anderen muss die Kostenstruktur des Vertrags möglichst günstig sein. Wenn nämlich das Kind mit 18 ein Auto haben möchte und dafür die Versicherung aufgelöst wird, sind die Kosten für die längere Laufzeit schon bezahlt.

INTER ProKids: Vermögensaufbau, Unfall und medizinische Versorgung

Die Inter Versicherungsgruppe bringt mit INTER ProKids nun ein Produkt auf den Markt, das nicht nur Vermögensaufbau verspricht, sondern auch finanzielle Absicherung bei Unfall und optimale medizinische Versorgung.

Für INTER ProKids greift die Inter auf bestehende Produkte zurück, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Eine Neuentwicklung verursacht Kosten, die die INTER selbstverständlich wieder einpreisen müsste. In diesem Fall geht es sogar so weit, dass über einen Antrag eine Inter PrivatRente oder GarantIndex, eine Unfall-Versicherung in 3 Varianten und ein Krankenzusatz-Tarif der QualiMed Z-Reihe Ambulant, Stationär, Zahn und Auslandsreisekranken abgeschlossen werden. Der Versicherungsnehmer erhält dann auch die entsprechende Anzahl an einzelnen Policen zum jeweiligen Tarif. Das wirkt auf den ersten Blick kompliziert, vereinfacht aber eine mögliche Kündigung einzelner Bausteine.

Ein Antrag für Alles

Der zusammengefasste Antrag kann auch genutzt werden, wenn man nicht alle drei Bausteine wählt. Wer beispielsweise auf die Unfall-Komponente verzichten möchte, kann das tun. Wer allerdings nur einen Baustein wählt, kann auch einen einzelnen Antrag stellen. Ein Beitragsunterschied zwischen INTER ProKids und den Einzelvarianten gibt es nicht.

Die natürliche Zielgruppe dieser sogenannten Kinder-Policen sind neben den Eltern auch Großeltern oder (Paten-) Onkel und Tanten. Und für gewöhnlich werden diese Verträge monatlich mit vergleichsweise niedrigen Beiträgen zwischen 25 Euro und 100 Euro bespart. Das liegt daran, dass es trotz demografischen Wandels meist mehrere Kinder, Enkel oder Neffen und Nichten gibt. In den meisten Fällen wählen Kunden auch die monatliche Zahlungsweise. Denn 25 Euro im Monat stellen gefühlt eine geringere finanzielle Belastung dar als 300 Euro im Jahr. Die Inter erhebt allerdings ein Ratenzuschlag von 5%, wenn ich den Vertrag monatlich bespare. Das schmälert die Rendite selbstverständlich gewaltig und sollte unbedingt geändert werden.

Wenig Transparenz

Die Bedingungen und das Produktinformationsblatt der INTER ProKids könnten sicherlich transparenter gestaltet werden. Es finden sich immer wieder Verweise auf andere Paragraphen innerhalb der Bedingungen, was das Lesen deutlich erschwert. Außerdem ist der Text sehr stark mit Fachbegriffen durchsetzt. Manches ist auch einfach grundsätzlich schwer verständlich. Unter §14, 2 heißt es beispielsweise: „Die Abschluss- und Vertriebskosten verteilen wir auf die Aufschubzeit, jedoch maximal auf die ersten 14 Jahre bzw. sieben Jahre, falls die 4. Stelle der Tarifbezeichnung weder ein N noch ein G ist.“ Da sich bei den beispielhaft berechneten Tarifen an besagter Stelle ein „N“ oder ein „G“ findet, wäre es interessant zu erfahren, wie in diesen Fällen die Kosten verteilt werden.

Hohe Kosten

An dieser Stelle sei gleich erwähnt, dass die im Produktinformationsblatt ausgewiesenen Abschluss- und Vertriebs-Kosten in der Beispielrechnung (Kind 6 Jahre alt, Laufzeit bis Endalter 67, monatlicher Beitrag 100 Euro) bei ca. 3.500 Euro liegen, was etwa dem Dreifachen entspricht, was vergleichbare Anbieter einkalkulieren, was teilweise vielleicht auch dem Umstand geschuldet ist, dass andere Anbieter das LVRG schon umgesetzt haben. Dafür sind die laufenden Verwaltungskosten der INTER ProKids relativ gering, sodass die Ablaufleistung wieder im Schnitt liegt. Durch die hohen Abschlusskosten wäre der Vertrag aber umso teurer, je früher ich ihn auflöse, z.B. zum 18. Geburtstag für das neue Auto.

Wird der Vertrag mit 18 nicht aufgelöst, sondern eine Teilauszahlung vorgenommen, wird ein Abzug fällig, der von der Höhe der Auszahlung abhängt. Dieser berechnet sich folgendermaßen: Für jedes Jahr der Restlaufzeit, das 10 Jahre übersteigt, wird ein Abzug in Höhe von 1,5% vom Deckungskapital, nicht vom Auszahlungsbetrag vorgenommen. Inwiefern der Abzug also von der Höhe des Auszahlungsbetrags abhängt, bleibt unklar. Für einen 18-Jährigen betrüge der Abzug (67-18-10)x1,5%= 58,5%. In den Bedingungen heißt es dazu weiter, dass dieser Abzug nur vorgenommen werden darf, wenn er angemessen ist. Das ist hier sicher nicht der Fall.

Hier hat die INTER den Tarif nicht an die neuen Anforderungen angepasst. Auf Nachfrage hat der Versicherer bestätigt, dass eine Verbesserung schon auf der Agenda stehe. Diesen Abzug berechnet die INTER auch bei Beitragsfreistellung und Kündigung.

Die Abzüge sind derzeit nur zu umgehen, wenn man als Überschussverwendung die Anlage in Fonds wählt. In diesem Fall zahlt die Inter Kapitalentnahmen vorrangig aus den Überschüssen ohne Abzüge aus.

Garantien nur auf die garantierten Werte

Was die Garantien betrifft, so gelten die bei Vertragsabschluss vereinbarten Rechnungsgrundlagen nur auf die garantierten Werte. Besser wäre, sie gelten auch auf Überschüsse und Dynamiken. Bei Laufzeiten von über 60 Jahren entsteht ein großer Teil des Kapitals aus diesen Quellen. Deshalb ist die Planbarkeit einer erzielbaren Rente deutlich erschwert.

Zusammenfassend ist die Idee der Inter Versicherungsgruppe grundsätzlich gut gedacht und vor allem der Rückgriff auf bestehende Tarife begrüßenswert. Aber zwischen gut gedacht und gut gemacht besteht ein großer Unterschied. Die bestehende Renten-Versicherung der Inter Lebensversicherung AG, die immerhin das Herzstück des ProKids-Konzept bildet, ist derzeit noch nicht den Anforderung an ein Kinder-Produkt gewachsen, was die Garantien, Kosten und Flexibilität betrifft. Hier bleibt abzuwarten, wie die Inter das Produkt nachbessert.