Männer und Frauen sind doch längst gleichberechtigt. Frauen haben in Deutschland schließlich die gleichen Rechte. Sie dürfen wählen, sitzen mittlerweile in Vorstandsetagen und für die Kinderbetreuung ist auch in den meisten Teilen des Landes gesorgt. Sogar gesellschaftlich scheinen die alten Rollenmodelle weitestgehend ausgestorben zu sein. Denn auch in der Kindererziehung wird eine gleichmäßige Rollenverteilung immer üblicher.

Aber wie sieht es eigentlich bei den Finanzen aus? Wir haben uns mit dieser Frage mal genauer beschäftigt und sind auf möglicherweise überraschende Erkenntnisse gestoßen.

Gender Pay Gap: Die (strukturelle?!) Ungleichheit beim Gehalt

Schaut man sich an, was Männer und Frauen im Vergleich verdienen, stößt man schnell auf die Gender Pay Gap. Diese bezeichnet die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Dabei wird erst mal nur der Durchschnittsverdienst von Frauen mit dem der Männer verglichen. Aktuell liegt die Gender Pay Gap bei 18 %, was im Durchschnitt 4,31 € pro Stunde und immerhin 1.192 € brutto pro Monat entspricht. Bei der sogenannten bereinigten Gender Pay Gap (die immerhin auch noch bei 7 % liegt) wird mitberücksichtigt und herausgerechnet, dass eine Ursache für die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen darin liegt, dass Frauen häufiger im Niedriglohnsektor, wie z. B. in Pflege- oder Dienstleistungsberufen tätig sind. Dieses Problem müsste daher in Form von Lohnpassungen strukturell angegangen werden, aber darum soll es hier heute nicht gehen…

Wichtig zu wissen ist aber: Frauen verdienen weniger, egal wie man es betrachtet!

Der Elefant im Raum: Jeder vierten Frau droht Altersarmut!

Werfen wir einen Blick auf die Konsequenzen der Gender Pay Gap: Sie führt zu einer erheblichen Benachteiligung der Frau im Alter. Bei der Lücke zwischen den Alterseinkünften zwischen Mann und Frau spricht man von der Gender Pension Gap. Ursächlich dafür ist aber nicht nur der Gehaltsunterschied, sondern auch der Umstand, dass Frauen meist längere Erziehungszeiten für Kinder nehmen bzw. dann länger in Teilzeit arbeiten. Auf diese Weise zahlen sie automatisch weniger Jahre und niedrigere Beträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Dies führt zu deutlich niedrigeren Rentenansprüchen im Alter. Die Gender Pension Gap lag 2021 bei 34 %, was im Durchschnitt 420 € Unterschied pro Monat bedeutet. Aktuell droht jeder vierten Frau im Alter von über 80 Jahren Altersarmut.

„Mein Mann verdient mehr, ist doch logisch, dass ich dann in Teilzeit gehe!“

Auf den ersten Blick mag das richtig sein. Hat eine junge Familie doch gegenwärtig mehr Einkommen zur Verfügung, wenn derjenige mit dem höheren Gehalt auch mehr Stunden arbeitet. Denkt man aber mal drüber nach, wird auf diesem Wege die gegebene Ungleichheit, noch weiter verstärkt. Die Frau, die sowieso schon weniger verdient und im Alter weniger Rente bekommt, bleibt länger in Teilzeit und vergrößert somit auch ihre spätere Rentenlücke. Frauen, die es nicht stört, im Alter finanziell von ihren Ehemännern abhängig zu sein, können das natürlich in Kauf nehmen. Wir empfehlen jedoch Frauen (auch aufgrund aktueller Scheidungsraten), die finanzielle Unabhängigkeit anzustreben. #einMannistkeineAltersvorsorge

Gleichberechtigung auch beim Geld!

Wie also können Paare nun besser mit der Ungleichheit zwischen den Einkünften von Mann und Frau umgehen?

Wenn man als Paar behauptet, dass die Frau in einer Beziehung länger zuhause bleibt und in Teilzeit arbeiten geht, um die Kinder zu betreuen und den Haushalt zu schmeißen, ist das nur die halbe Wahrheit. Das berufliche „Kürzertreten“ der Frau gibt dem Mann, der Kinder hat, (Ja!.. es sind genauso seine Kinder!) erst die Möglichkeit, selbst Karriere zu machen und höhere berufliche Positionen zu erreichen. Seine Möglichkeit, immer mehr Geld zu verdienen, wird also quasi von der Frau bezahlt. Ein logischer Weg aus der finanziellen Misere der Frau wäre also, dass der Mann selbst einen Ausgleich für die Einbußen der Frau vornimmt. Hierfür könnte er beispielsweise in eine private Rentenversicherung für sie einzahlen oder ein Depot auf ihren Namen besparen.

Um hier eine richtige Höhe zu finden, können sich die Männer entweder fragen, wie sehr sie ihre Frauen lieben oder wir rechnen die Lücke zwischen den beiden Altersrenten, die zu erwarten sind, auf einen monatlichen Sparbetrag zurück.

Männer lieben das Risiko, Frauen gehen auf Nummer sicher!

Dieses Klischee stimmt nicht beim Thema „Versicherungen“. Denn auch hier sind Frauen schlechter aufgestellt! Der Gender Insurance Gap lässt grüßen…

Obwohl sie älter werden, häufiger an psychischen Erkrankungen wie Burnout und Depressionen leiden, haben weniger Frauen eine private Krankenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Ein Grund dafür könnte sein, dass oftmals erst mit einem höheren Gehalt an entsprechende Absicherungen gedacht wird! Das ist natürlich absurd! Und es unterstützt den unsinnigen Gedanken, dass wir Menschen für versicherungswürdiger und schützenswerter halten, je mehr Geld sie verdienen. Deshalb sei auch hier daran erinnert:

Nur durch die Care-Arbeit von Frauen können Kinder und damit zukünftige Arbeitskräfte für Unternehmen und Einzahlende in die Rentenversicherung großgezogen werden. Ein gleiches Absicherungsniveau zwischen Mann und Frau sollte darum ebenso selbstverständlich sein, wie ein gleiches Einkommen!

Ihr möchtet jetzt auch eure gemeinsamen Finanzen überprüfen? Dann meldet euch gern bei uns!