Es herrscht eine beinahe gruselige Einigkeit darüber, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung sehr wichtig ist. Was bei der BUV wichtig ist, lest ihr hier. Manche behaupten zwar, die Versicherer leisten nie. Ich behaupte aber mal, dass ich gute Chancen habe, wenn der Antrag richtig gestellt wird. Zusammengefasst solltest du im Leistungsfall einfach Stephan Kaiser kontaktieren. Der kommt zwar aus Oberfranken, ist aber zu verstehen und arbeitet in ganz Deutschland 🙂

Der Leistungsfall ist also abgehakt. Dann bleibt nur noch stehen, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung sehr wichtig ist. Trotzdem haben nur die wenigsten Deutschen eine.

Das mag zum einen daran liegen, dass das Thema nicht unbedingt partytauglich ist. Wenn ich die Wahl zwischen einem neuen Auto und eine Berufsunfähigkeitsversicherung habe, dann macht das Auto schon mehr her. Bin ich aber tatsächlich berufsunfähig, dann ist es schwer, sich weiter ein Auto leisten zu können.

Wer braucht eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung braucht jeder, der mit seinem Gehalt seine Rechnungen bezahlt. So einfach ist das. Denn die BUV zahlt eine monatliche Rente, wenn ich wegen gesundheitlicher Einschränkungen für 6 Monate oder länger nur noch zur Hälfte meinen Beruf ausüben kann. Wenn ich meine Ausgaben über Mieteinnahmen decken kann, muss ich nicht meine Arbeitskraft absichern. Logisch, oder?

Soll die Berufsunfähigkeitsversicherung Ausgaben oder Gehalt absichern?

Angenommen ich bekomme 2.000 Euro raus und gebe im Monat 1.500 Euro für die wichtigen Dinge aus. Den Rest lege ich zurück für Urlaub, gehe mal Essen, Feiern oder ins Kino. Sichere ich die 2.000 Euro ab, kostet die BUV 100 Euro. Dann kann ich auch, wenn ich berufsunfähig bin, genauso weiterleben wie zuvor. Sichere ich die 1.500 Euro ab, zahle ich nur 75 Euro. Ich spare jeden Monat 25 Euro. Garantiert.

Die Wahrscheinlichkeit, BU zu werden liegt bei etwa 40%. Das ist sehr viel. Aber rein wirtschaftlich betrachtet ist es in meinen Augen sinnvoll, nur die wichtigsten Ausgaben abzudecken, um jetzt das Geld zu sparen. Entscheiden darf das jeder für sich. Die BUV ist ja sowieso keine Pflichtversicherung. Aber eine Versicherung sollte immer nur das notwendigste abdecken. Luxus sollte nicht ich nicht versichern. Das ist nur schade ums Geld.

Wenn ich mich auf die Ausgaben konzentriere, werde ich außerdem schnell merken, dass sich mein Bedarf im Laufe meines geplanten Lebens ändert. Die Kinder, die ich jetzt ernähre und einkleide, werden irgendwann das Haus verlassen. Und das Haus, das sie dann verlassen, ist irgendwann mal abbezahlt. Ich muss also nicht meine jetzigen Ausgaben bis 67 absichern. Nur die Grundausgaben, die ich für mich habe. Die Kinder sind vielleicht aus dem Haus, wenn ich 55 bin und das Haus ist mit 60 abbezahlt. Also muss ich diese Ausgaben auch nur so lange absichern.

Das ist deutlich günstiger. Eine BUV bis 60 kostet etwa die Hälfte einer BUV bis 67.

Wie berechnet sich der Beitrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Wer eine BUV möchte, muss dem Versicherer viele Fragen beantworten. Eigentlich läuft es aber auf drei hinaus:

  1. Was arbeitest du?
  2. Welche Hobbies hast du?
  3. Wie gesund bist du?

Was ich arbeite ist für den Beitrag wohl das wichtigste. Je höher der Anteil an körperlicher Arbeit, desto eher ist es möglich, dass ich schon bei leichteren körperlichen Einschränkungen für 6 Monate nicht mehr zu 50% arbeiten kann. Ein normaler Büroangestellter kann mit Arthrose in beiden Schultern noch tippen, ein Automechaniker wäre berufsunfähig.

Weil das Risiko, zahlen zu müssen, für den Versicherer höher ist, ist auch der Zahlbeitrag höher.

Früher war alles besser… auch in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Noch vor wenigen Jahren gab es nur drei Berufsgruppen: Büroangestellte, leichte körperliche Arbeit und schwere körperliche Arbeit. Mittlerweile unterscheiden die Versicherer in 10-20 verschiedene Berufsgruppen. Dadurch wird es für manche Berufe immer günstiger, für den Rest aber immer teurer. In einigen Fällen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr bezahlbar. Doch dazu später mehr.

Hobbies in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Hobbies können die Wahrscheinlichkeit einer BU erhöhen, weil sie gefährlich sind. Fallschirmspringen, Tiefseetauchen, Boxen, usw… Fußballspielen ist auch gefährlich, aber die Versicherer möchten hier kein Fass aufmachen. Sonst würden ihnen zu viele Kunden davonlaufen. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Risiko Fußball in den normalen Beiträgen enthalten ist.

Bei den anderen Hobbies kommt es darauf an, ob ich die Gefahr eingrenzen kann oder nicht. Alles, was z.B. beim Fallschirmspringen passieren kann, wird recht plötzlich passieren. Der Versicherer würde dieses Risiko ausschließen, also nicht leisten, wenn ich beim Fallschirmspringen BU werde.

Manchmal lässt sich die Gefahr nicht abgrenzen. Beim Boxen beispielsweise kann es durchaus irgendwann zu Gehirnschäden kommen, weil ich ständig Schläge auf den Kopf einstecke. Das kann auch noch passieren, wenn ich vor einigen Jahren aufgehört habe. Hier wird der Versicherer eher einen Zuschlag verlangen, also z.B. 50% mehr Beitrag.

Ein Zuschlag ist nach §41 VVG immer überprüfbar. Ich kann also jederzeit verlangen, dass der Zuschlag rausgenommen wird, weil ich mit dem Hobby aufgehört habe. Bei einem Ausschluss besteht kein Rechtsanspruch. Hier sollte ich darauf achten, dass ich bei Vertragsabschluss mit dem Versicherer vereinbare, dass der Ausschluss überprüfbar ist. Ausführlicher steht das hier.

Der Gesundheitszustand ist bei der Berufsunfähigkeitsversicherung auch wichtig

Bei der Gesundheit ist das ähnlich. Gelenke und Bänder lassen sich einfach ausschließen, während organische Schäden schwieriger abzugrenzen sind und mit einem Zuschlag versichert werden.

Ich muss verstehen, dass der Versicherer meine Gesundheit anders betrachtet als der Arzt. Dem Arzt ist wichtig, ob ich derzeit behandelt werden muss. Der Versicherer fragt sich, was aus meinen Vorerkrankungen im allerschlimmsten Fall entstehen kann. Deswegen kommt es immer wieder vor, dass an sich gesunde Menschen Ausschlüsse oder Zuschläge bekommen. Genaueres zu den Gesundheitsfragen findest du hier.

Im Extremfall kann es auch zu einer Ablehnung kommen. Entweder ist eine Erkrankung oder ein Hobby zu gefährlich oder es gäbe zu viele Ausschlüsse und der Versicherungsschutz wäre nicht mehr sinnvoll. Diese Vorgehensweise ist gerechtfertigt und tatsächlich sinnvoll.

Das wichtigste bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Annahme durch den Versicherer. Ein Versicherungsschutz ohne Ausschlüsse ist in der Regel deutlich wertvoller, als ein besseres Bedingungswerk. Im Einzelfall kann ich hier durchaus Ausnahmen finden. Ist klar.

Was tun, wenn ich keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekomme, weil ich Vorerkrankungen habe?

Ich frage für meine Kunden auch mal bei 20 Versicherern von verschiedenen Rückversicherern an, um eine gute Annahme zu erhalten. Wenn das aber nicht möglich ist, gilt es eine andere Lösung zu finden. Das kann ich hier aber nur an ein paar Beispielen machen. Jeder Fall ist hier individuell zu betrachten.

Nehmen wir einen 30-Jährigen Handwerker mit Rückenproblemen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird hier den Rücken ausschließen, da bei einem Handwerker damit zu rechnen ist, dass er mit Rückenproblemen BU werden kann. In der Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist es aber durchaus möglich, dass es keinen Ausschluss gibt. Das hängt von der Schwere der Rückenprobleme ab.

Die EUV prüft zwar nach dem gleichen Schema, ist aber nicht so streng bei Zuschlägen und Ausschlüssen, weil sie auf den gesamten Arbeitsmarkt verweisen kann.

Nehmen wir einen 30-Jährigen Büroangestellten mit psychischen Problemen. Hier muss ich mit einen Leistungsausschluss rechnen. Da aber mindestens 30% aller Leistungsfälle mit der Psyche zu tun haben, ist das eine erhebliche Einschränkung.

Es gibt Versicherer, die psychische Krankheiten in der BUV generell ausschließen und deshalb günstiger sind. Der Schutz wäre dennoch eingeschränkt.

Was ist besser? Berufsunfähigkeitsversicherung mit Ausschluss oder Alternative ohne?

Wenn ich bewerten will, was für mich besser ist, geht es auch darum, wie ich mich wohler fühle. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, also kann ich auch nicht sagen, ob der Ausschluss jemals zum Tragen kommt. Ich muss mir meine Tätigkeiten vor Augen führen, um einzuschätzen, in welchen Fällen ich dann keine Leistung erhielte und welche Risiken dennoch abgesichert wären.

Demgegenüber muss ich die Leistungsstärke der Alternativen oder Ausweichprodukte stellen. Das ist nicht leicht und geht nur individuell. Was die Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die Grundfähigkeitsversicherung, die Multi-Risk-Versicherung und die Schwere-Krankheiten-Absicherung können, hab ich schon in einigen Artikeln beschrieben. Das würde hier zu weit führen.

Was tun, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung zu teuer ist?

Habe ich keine Ausschlüsse, aber die Berufsunfähigkeitsversicherung ist zu teuer, gibt es ein paar sinnvolle Möglichkeiten. Für mich ist die beste Lösung, die Ausgaben, wie oben beschrieben, aufzuteilen und einzeln abzusichern. Dann werde ich recht schnell merken, dass ich nur die wenigsten Ausgaben tatsächlich ein Leben lang habe.

Und alle lebenslangen Ausgaben muss ich über eine Rentenversicherung abdecken. Aber das ist eine andere Geschichte 🙂