Für eine Multi-Risk-Versicherung gibt es zwei gute Gründe. Sie ist sehr preisgünstig und die Gesundheitsprüfung ist nicht besonders streng.
Gegen die Multi-Risk-Versicherung spricht nur eines: der eingeschränkte Schutz. Das ist aber das Wichtigste!
Die Multi-Risk-Versicherung im Vergleich zu anderen Produkten
Wenn die Berufsunfähigkeits-Versicherung ein Volvo XC90 ist, dann wäre die Erwerbsunfähigkeits-Versicherung der Passat. Beide Produkte sichern das Einkommen ab, es gibt aber technische Unterschiede. Die BUV leistet bereits, wenn ich meinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Hälfte ausüben kann, während die EUV erst dann leistet, wenn ich am allgemeinen Arbeitsmarkt keine 3 Stunden mehr arbeiten kann. Weil die BUV hochwertiger ist, ist sie auch teurer. Genauso ist auch der Volvo teurer. Dafür ist meine Familie darin auch sicherer. Bei manchen Unfällen hätte auch der Passat gereicht und bei anderen ist keiner von beiden sicher genug. Genauso ist das auch bei der BUV und der EUV.
Die Grundfähigkeits-Versicherung wäre eines dieser hässlichen Motorräder, die so ein Dach außenrum haben. Ich habe schon noch eine gewissen Knautsch-Zone, aber es ist kein Auto mehr. Die GFV sichert nicht mehr das Einkommen ab. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Leistungsauslösern und meinem Einkommen. Eine Leistung genau in dem Moment, wo mein Gehalt aus gesundheitlichen Gründen wegfällt, wäre rein zufällig. Es kann aber trotzdem mal passen.
Die Grundfähigkeits-Versicherung kann nur zum Teil das Einkommen absichern
Muss ich mich bei der Arbeit viel hinknien, dann kann die GFV passen. Denn ein Leistungsauslöser ist die Fähigkeit, sich hinzuknien. Ich kann also die Grundfähigkeits-Versicherung unter dem Blickwinkel auswählen, dass ich mir die häufigsten Tätigkeiten meines Arbeitsalltags ansehe und dann die Versicherung so auswähle, welcher Anbieter die meisten Tätigkeiten am besten abdeckt. Für den Fliesenleger ist das Knien wichtig, für den Schreiner eher das Greifen, Halten und Heben. Mittlerweile gibt es auch Anbieter, die psychische Erkrankungen über einen Zusatzbaustein vernünftig absichern. Einen Umfassenden Marktvergleich aller Grundfähigkeits-Versicherungen könnt ihr hier nachlesen 🙂
Die Multi-Risk-Versicherung ist eine Vespa. Auch kein Auto und praktisch kein Schutz mehr. Dafür aber viel billiger als ein Auto.
Die Dread-Disease oder Schwere Krankheiten-Versicherung wäre sowas wie eine Bahn-Card 100, nebenbei bemerkt. Die Leistung gibt es nur bei bestimmten Krankheiten und dann auch keine Rente, sondern eine Einmalzahlung. Mein Einkommen kann ich damit nicht absichern. Das Produkt ist eher geeignet, um Finanzierungen abzudecken. Oder Kosten, die mir durch die Krankheit entstehen. Wenn ich aber eine Firma habe und bei einer schweren Krankheit sehr kurzfristig für viel Geld einen Geschäftsführer einkaufen muss, kann eine Dread-Disease auch mein Einkommen schützen.
Was kann die Multi-Risk-Versicherung
Aber bleiben wir bei der Multi-Risk-Versicherung. Eine Multi-Risk-Versicherung ist eine Unfall-Versicherung mit Zusatzbausteinen. Geleistet wird eine Rente. Bei den meisten Anbietern sogar lebenslang. Das ist aber auch so eine Sache… Wer Geld aus einer Multi-Risk-Versicherung erhält, hat durchschnittlich eine Restlebenserwartung von weniger als 10 Jahren.
Leistung gibt es, wenn ich durch einen Unfall einen sogenannten Invaliditätsgrad von mehr als 50% habe. Der Grad bemisst sich anhand einer sogenannten Gliedertaxe. Diese legt fest, wie hoch meine Einschränkung bei vollständigem Verlust der jeweiligen Fähigkeit ist. Kann ich beispielsweise meinen Arm vom Oberarm abwärts überhaupt nicht mehr bewegen, bin ich zu 70% eingeschränkt. Der Prozentsatz kann von Versicherer zu Versicherer variieren. Es gibt allerdings eine Standard-Gliedertaxe. Logisch ist dann, dass ich zu 35% eingeschränkt bin, wenn mein Arm noch zur Hälfte funktionstüchtig ist.
Ein zweiter Baustein ist die Leistung beim Verlust von Grundfähigkeiten. Hier bekomme ich dann Geld, wenn ich einen der Sinne Hören, Sehen, Sprechen verliere oder wenn ich 3 oder 4 Grundfähigkeiten verliere. Eine Grundfähigkeit wäre z.B. das Treppensteigen, das Gehen, das Stehen und das Sitzen. Bin ich dazu nicht mehr in der Lage, erhalte ich meine Rente. Kann ich aber noch sitzen, bekomme ich nur dann Geld, wenn der Versicherer schon beim Verlust von 3 Fähigkeiten zahlt.
Leistung auch bei Pflegebedürftigkeit
Ein weiterer Baustein leistet bei Pflegebedürftigkeit. Werde ich vom medizinischen Dienst der Krankenkassen als pflegebedürftig eingestuft, gibt es Geld. Interessant ist, dass viele Versicherer hier psychische Erkrankungen nicht ausschließen. Bin ich pflegebedürftig aufgrund einer psychischen Erkrankung, bekomme ich Geld! Darüberhinaus gibt es aus der Multi-Risk-Versicherung keine Leistung wegen psychischer Erkrankungen.
Ein vierter Baustein leistet bei eingeschränkter Organfunktion. Sollte Niere, Lunge, Herz oder Leber dauerhaft stark eingeschränkt sein, bekomme ich lebenslange Leistung. Und ich meine wirklich stark eingeschränkt.
Zu guter letzt leisten manche Versicherer bei Krebs. Teilweise eine Rente, teilweise einen Einmalbeitrag. Da will ich aber eigentlich garnicht drüber reden. Oft wird hier nämlich gestaffelt. In Stadium 1 wird 6 Monate die Rente gezahlt und in Stadium 4 für 60 Monate. Das dürfte dann ziemlich of lebenslang sein.
Viel hilft viel?
5 Bausteine klingt erstmal nach viel. Die einzelnen Auslöser sind aber alle – aus gesundheitlicher Sicht zum Glück – eher schwer zu erreichen. Deshalb ist der Schutz deutlich hinter der BUV, EUV und auch der GFV anzusiedeln.
Was erschwerend hinzukommt: Da es sich um eine Sachversicherung handelt, darf der Versicherer den Vertrag auch kündigen, wenn er sich verkalkuliert hat. Das wäre natürlich doof. Und er dürfte auch die Beiträge im Nachhinein anpassen, wie er will.
Die meisten Versicherer verzichten auf das eine oder das andere Recht, aber irgendeine Möglichkeit hat hier jeder Versicherer.
Wer sich also für eine Multi-Risk-Versicherung interessiert, muss sich im Klaren sein, dass er hier eine Notlösung für kleines Geld kauft. Ich muss schon ziemlich kaputt sein. Und wer schon bei der BUV vom Kopf-unterm-Arm spricht, dem dürften hier die Beispiele ausgehen.
Ist eine andere Lösung nicht bezahlbar oder habe ich aus gesundheitlichen Gründen keine andere Möglichkeit, ist die Multi-Risk eine Möglichkeit, mich für den schlimmsten Fall abzusichern. Eine Alternative zur Einkommens-Absicherung ist es aber normalerweise nicht.