Einem ungeschriebenen Gesetz zufolge müssen neue Versicherungs-Tarife Namen haben, die vordergründig nichts mit Versicherungen zu tun haben, aber positive Emotionen bei den potentiellen Kunden wecken. Die Standard Life macht da mit und nennt ihre neue Lebensversicherung WeitBlick.

Lang lebe die Lebensversicherung

Entgegen jedem Trend handelt es sich bei dem Produkt des schottischen Versicherers tatsächlich auch „nur“ um eine fondsgebundene Lebensversicherung ohne Verrentungsoption. Ein Streit um die Qualität des garantierten Rentenfaktors kann unter den geschätzten Vermittlerkollegen hier also nicht entbrennen.

Ob das nun gut oder schlecht ist, dass das Produkt sich nur bedingt zur Absicherung der Langlebigkeit eignet, muss hier nicht diskutiert werden. Für den freien Vermittler ist es immer gut, wenn er eine Lösung mehr im Köcher hat. Diese muss auch nur im Einzelfall funktionieren. Und wenn die Risikokosten für die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos entfallen, kann das unter dem Gesichtspunkt der Rendite nur von Vorteil sein.

Ebenso wird es für die wenigsten Kunden attraktiv oder auch nur möglich sein, eine Lebensversicherung über einen Einmalbeitrag in sinnvoller Höhe zu besparen. WeitBlick ist ausschließlich als Lebensversicherung gegen Einmalzahlung abschließbar.

Ist die Lebensversicherung der Standard Life nur für reiche Menschen?

Das Produkt richtet sich nicht nur deswegen augenscheinlich eher an eine betuchtere Klientel. Ein weiteres Indiz wäre die Zuzahlungshöhe von 1.000.000 Euro pro Zuzahlung.

Der größte Vorteil von Weitblick ist aber die Möglichkeit, zwei Versicherungsnehmer mit verschieden hohen Anteilen am Vertragsvermögen in den Vertrag einzuschließen. Dadurch lassen sich höhere Vermögenswerte über die Zeit schenkungs- und erbschaftssteuerfrei übertragen.

Will beispielsweise ein Großvater seinem Enkel 500.000 Euro schenken, müssten 300.000 Euro, sofern das Kind des Großvaters nicht mehr lebt immer noch 100.000 Euro mit 11% versteuert werden. Die Schenkung fiele also 33.000 Euro bzw. 11.000 Euro niedriger aus, als gewünscht.

Mit WeitBlick ließen sich sofort 40% bzw. 80% der Versicherungsnehmer-Eigenschaften übertragen und nach Ablauf der 10-Jahresfrist weitere 40% bzw. die restlichen 20%, ohne dass eine Schenkungssteuer fällig werden würde.

Leichter Steuern sparen

Die Mehrheit der Leserschaft dürfte all dies unter der Rubrik „Probleme anderer Menschen“ verbuchen. Aber auch hier gilt: Im Einzelfall kann es eine gute Möglichkeit sein, Steuern zu sparen. Dadurch rückt bei dem Produkt auch die Renditeerwartung in den Hintergrund, da 11% gesparte Steuern ein anderes Produkt erst mal erwirtschaften müsste.

Aber auch für den Normalverdiener kann das Produkt interessant sein, was es wieder für den Vermittler vertrieblich interessanter macht. Denn häufig äußern Großeltern den Wunsch, für ihre Enkel Geld anzulegen, bis diese 18 Jahre alt sind. In der Höhe geht es hier oft um Beiträge um die 100 Euro monatlich. Das summert sich in 18 Jahren zu 20.000 Euro auf. Das ist durchaus ein Betrag, den der eine oder andere Großvater als Einmalbeitrag zur Verfügung hat. Zumindest eher als die oben genannten 500.000 Euro. Und ab 25.000 Euro ist der Vertrag abzuschließen.

Und Enkel kontrollieren

Mit dem Wunsch, den Enkel abzusichern, werden auch häufig Bedenken geäußert, man wolle verhindern, dass dann mit 18 das Geld auf den Kopf gehauen wird.

Behält der Großvater auch nur ein Prozent der Versicherungsnehmer-Eigenschaften, kann der Enkel nicht ohne seine Zustimmung an das Geld ran. So hat der Opa so lange er lebt noch die Kontrolle über das Geld. Das ist vielleicht nicht so ganz im Sinne der Enkel, aber wer zahlt, bestimmt die Regeln.

So funktioniert das zumindest in der Theorie, aber der Rechtsweg ist hier nicht ausgeschlossen. Gut möglich, dass der Enkel sich die versprochene Schenkung über einen Anwalt holen kann, denn geschenkt ist geschenkt…

Im Todesfall leistet der Vertrag zu Beginn 100% des Fondsvermögens. Nach Ablauf der Wartezeit von 5 Jahren wären es 110%. Diese schmelzen dann bis zum Ende der Vertragslaufzeit wieder auf 100% ab.

Die ersten drei Jahre investiert die Standard Life den Einmalbeitrag Stück für Stück in die gewählten Fonds. So minimiert die Standard Life hohe Verluste bei Marktschwankungen.

Auszahlplan auf Aktien-Basis

Außerdem kann jederzeit ein Auszahlungsplan vereinbart werden, was gegenüber einer gewöhnlichen Rentenversicherung den charmanten Vorteil hat, dass ich mit dem Geld weiterhin in der Fondsanlage investiert bin und von der Marktentwicklung profitieren kann.

Als Anlage werden von Standard Life aufgelegte Fonds angeboten, was je nach Entwicklung Vor- und Nachteile haben kann, und gemanagte Portfolios. Je nach Fondsauswahl erhält der Kunde einen sogenannten Kundenbonus, der dem Portfolio dann zusätzliche Anteile der ausgewählten Fonds zuteilt.

Unterm Strich ist WeitBlick von Standard Life ein Produkt, das Diskussionen um Kosten und Rendite vermeidet. Denn der große Vorteil ist die problemlose und unter Umständen erbschaftssteuerfreie Übereignung von hohen Vermögenswerten. Das ist vielleicht nicht für jeden Kunden interessant, aber eben im Einzelfall die passende Lösung.