Der Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung ist einer von drei wichtigen Merkmalen, um grob die Stabilität des Tarifs bestimmen zu können. Auf Deutsch ist er der Unterschied zwischen dem Brutto- und dem Netto-Beitrag.
An dieser Stelle haben wahrscheinlich schon die meisten aufgehört zu lesen… Ich versuch mal, erst alle Begriffe zu erklären, um dann gut ins Thema einsteigen zu können, ok?
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Was ist Brutto, was ist Netto?
Fangen wir an! In der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es einen Brutto-Beitrag und einen Netto-Beitrag. Der Brutto-Beitrag ist der sogenannte Risiko-Beitrag, also der Beitrag, den mein Risiko, BU zu werden, den Versicherer im Durchschnitt kostet. Er ist in der Höhe berechnet, dass der Versicherer ohne Probleme alle Schadenfälle bezahlen kann.
Um das zu berechnen, überlegt sich der Versicherer, was er wohl an alle Leute in einer Versichertengruppe zahlen muss und teilt das dann durch die einzelnen Mitglieder. Eine Versichertengruppe in der BUV könnten z.B. alle Handwerker sein. Der Fachbegriff ist das Kollektiv. Auf das Ergebnis kommen dann noch ca. 10% für Verwaltung usw. oben drauf.
Eigentlich zahlen wir den Brutto-Beitrag. Tatsächlich wird aber in der Berufsunfähigkeitsversicherung der Netto-Beitrag abgebucht. Das ist eine Besonderheit der Produktgattung „Einkommensabsicherung“.
Der Netto-Beitrag ist deswegen auch der sogenannte Zahlbeitrag.
Da der Versicherer am Ende des Jahres überraschenderweise Geld übrig hat, muss er die Überschüsse zu 90% an die Versichertengruppe zurückgeben. Entweder wird das Geld angelegt und ich bekomme am Ende des Vertrags Geld zurück oder ich zahle einfach von Anfang an weniger.
Die schlauere Variante ist in den allermeisten Fällen, das Geld sofort verrechnen zu lassen und nur den Netto-Beitrag zu zahlen. Was ich gespart habe, hab ich gespart. Und was ich später erst bekomme, kann mir keiner garantieren.
Was bedeutet der Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Jetzt kommen wir wieder zum Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung…
Die Gefahr beim Unterschied zwischen dem Risiko-Beitrag und dem Zahl-Beitrag liegt also in der Kalkulation des Versicherers. Hat er falsch gerechnet und kann nicht mehr so viel Geld an seine Kunden zurückgeben, dann darf er einfach so den Beitrag anpassen. Bis zum Brutto-Beitrag.
Ist der Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung also sehr groß, dann hat der Versicherer viel Spielraum, um auf Schwankungen zu reagieren. So könnte ich das positiv formulieren.
Es wäre aber auch denkbar, dass ein Versicherer neue Kunden mit niedrigen Zahl-Beiträgen lockt und dann auf den Brutto-Beitrag anpasst. Ist alles schon passiert…
Um zu prüfen, ob ein Versicherer Gefahr läuft, zukünftig mal anpassen zu müssen, habe ich mir neben dem Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung noch zwei weiche Merkmale ausgesucht.
Es ist immer verdächtig, wenn ein Versicherer ohne erkennbare Zielgruppe versucht, überall der günstigste Anbieter zu sein.
Außerdem gefährdet es die Beitragstabilität, wenn ein Versicherer mit stark vereinfachten Gesundheitsfragen arbeitet. Weil dann in dieser Gruppe mehr Leistungsfälle entstehen als bei einer kerngesunden Gruppe.
Wie erkenne ich, ob die Beiträge stabil bleiben?
Wenn diese drei Faktoren zusammentreffen, bieten wir den Versicherer nicht an. Bei zwei Faktoren beobachten wir und bieten die Tarife in Ausnahmefällen an, wenn z.B. die Annahme so viel besser ist als bei den Mitbewerbern. Dann diskutieren wir mit unserem Kunden die Nachteile und die Vorteile und treffen dann eine Entscheidung.
Im Übrigen kann so gut wie jeder Versicherer über die §§ 163 VVG oder 314 VAG die Leistung anpassen, wenn mal was in der Kalkulation schief gelaufen ist. Allerdings sind da die Hürden höher, weil ein entweder ein gewissenhafter Aktuar bestätigen muss, dass der Versicherer nicht schuld ist oder die BaFin bestätigen muss, dass es keinen anderen Ausweg mehr gibt.
Unterm Strich sagt der Brutto-Netto-Spread in der Berufsunfähigkeitsversicherung alleine nicht besonders viel aus. Er ist aber einer von drei wichtigen Indikatoren, weshalb ich immer den Brutto-Beitrag im Auge behalten sollte, wenn ich eine BUV abschließe.
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