Wer sich mit den Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung beschäftigt, steht irgendwann vor der Frage: Zahlt die Grundfähigkeitsversicherung eigentlich schon, wenn ich nicht mehr arbeiten kann? Oder zahlt die Grundfähigkeitsversicherung erst, wenn ich mit dem Kopf unterm Arm auftauche?
Die kurze und wenig befriedigende Antwort: Weder das eine, noch das andere stimmt. Für die lange Antwort muss ich etwas länger ausholen.
Wann zahlt die Grundfähigkeitsversicherung?
Ich bekomme von der Grundfähigkeitsversicherung dann mein Geld, wenn ich eine Grundfähigkeit verloren habe. Manche schreiben in ihre Bedingungen, ich müsse in einer Grundfähigkeit eingeschränkt sein. Der Auslöser ist aber genau der gleiche. Wäre aber interessant, mal einen Juristen da drüberschauen zu lassen, ob der durchschnittliche Leser nicht davon ausgehen müsste, dass eine Einschränkung schneller erreicht sein muss, als der Verlust einer Grundfähigkeit. Aber das ist eher eine wissenschaftliche Diskussion. Und wir wollen ja wissen, was in der Praxis zählt. Nämlich: Wann zahlt die Grundfähigkeitsversicherung?
Wann eine Grundfähigkeit eingeschränkt oder verloren ist, steht in den Bedingungen. Die GF Gehen ist beispielsweise dann verloren, wenn ich keine 400m ohne Hilfsmittel gehen kann. Oder wenn ich mich nicht mehr Knien und Bücken kann. Ausführlich hab ich das im Marktvergleich zur Grundfähigkeitsversicherungen beschrieben. Hab ich einen der Leistungsauslöser erfüllt, zahlt die Grundfähigkeitsversicherung.
Wie prüft die Grundfähigkeitsversicherung im Leistungsfall?
Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung ist es egal, was ich arbeite. Ich muss dem Versicherer nachweisen, dass ich eine körperliche Einschränkung habe. Psychische Erkrankungen müssen explizit über eine Klausel eingeschlossen sein. Die gewöhnlichen Grundfähigkeiten muss ich aber wegen einer körperlichen Ursache verloren haben. Angenommen, ich kann nicht mehr mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren, weil ich Angst vor Schaffnern habe, zahlt die Grundfähigkeitsversicherung nicht. Wenn aber meine Knie so kaputt sind, dass ich die Stufen in den Zug nicht ohne Hilfe nehmen kann, leistet der Versicherer.
Die Prüfung findet für gewöhnlich am Schreibtisch statt. Ich geh mal nicht davon aus, dass mir jemand zuschaut, wie ich eine Schraube in die Wand drehe oder 12 Stufen erklimme. Ein Leistungsprüfer guckt, ob es für ihn plausibel ist, dass mit meiner körperlichen Einschränkung, keine 12 Stufen mehr steigen kann. Oder halt sonst was.
Zahlt die Grundfähigkeitsversicherung, wenn ich nicht mehr arbeiten kann?
Da gibt es ne Schnittmenge, aber keinen kausalen Zusammenhang. Viele, die eine Grundfähigkeit verloren haben, werden nicht mehr arbeiten können. Manche können auch nach dem Verlust der GF weiterarbeiten. Aber es gibt sicher auch sehr viele, die nicht mehr arbeiten können, aber keine der definierten Grundfähigkeiten verloren haben.
Es geht also darum, herauszufinden, wie groß die Schnittmenge bei mir ist, wenn ich bewerten will, wie gut oder schlecht ich meine Ausgaben über eine Grundfähigkeitsversicherung absichern kann. Dazu muss ich meine beruflichen Tätigkeiten mit den definierten Auslösern der GFV vergleichen. Und dann kann ich grob abschätzen, wie groß die Schnittmenge sein könnte.
Und am Ende kann ich grob abschätzen, ob ich für die Beitragsersparnis gegenüber der Berufsunfähigkeitsversicherung bereit bin, diesen Teil des Risikos selbst zu tragen.
Zahlt die Grundfähigkeitsversicherung nur mit Kopf unterm Arm?
Da finde ich ja witzig, dass es schon bei der Berufsunfähigkeitsversicherung diesen Vorwurf gab. Sowohl bei der BUV als auch bei der GFV trifft der Vorwurf nicht. In beiden Fällen muss ich nur wissen, wie der Nachweis zu führen ist. Der Unterschied liegt im Leistungsauslöser. Und der ist bei der Grundfähigkeitsversicherung in aller Regel schwieriger zu erreichen. Alleine schon deswegen, weil psychische und somatoforme Erkrankungen erst später zur Leistung führen. Aber auch in der Grundfähigkeitsversicherung ist es durchaus möglich, mit der gesundheitlichen Einschränkung ein normales Leben zu führen. Vor allem dann, wenn ich mir finanziell keine Sorgen machen muss. Und dabei hilft z.B. die Grundfähigkeitsversicherung.