Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist sicherlich besser als ihr Ruf. Aber wann zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung? Muss ich wirklich mit dem Kopf unterm Arm ankommen? Ich versuche, das mal so zu erklären, dass es jeder versteht.

Wann zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Zunächst einmal muss ich verstehen, dass die staatliche Erwerbsminderungsrente ähnlich ist, aber eben doch anders. Beide leisten, wenn ich am allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr arbeiten kann. Der allgemeine Arbeitsmarkt umfasst alle Berufe, die nicht behindertengerecht sind. Oder sogenannte Schon- oder Nischenarbeitsplätze. Manchmal wird auch vom 2. Arbeitsmarkt gesprochen. Damit sind Arbeiten gemeint, die grundsätzlich auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen verrichten können. Oder eben Arbeiten, die extra so gestaltet sind, damit Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sie ausführen können. Zum Beispiel durch eine spezielle Betreuung. Aber auch das Thema Inklusion spielt hier eine große Rolle.

Alle anderen Arbeiten zählen also zum allgemeinen Arbeitsmarkt. Im Extremfall kann das sogar der viel zitierte Pförtner sein. Da kommt es eben auf die tatsächliche Ausgestaltung der Arbeit an. Aber so als unteres Ende können wir uns mal den Pförtner vorstellen. Erst, wenn ich nicht mehr als Pförtner arbeiten kann, zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Und auch die Erwerbsminderungsrente vom Staat.
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Wie lange muss ich erwerbsunfähig sein?

Die staatliche EMI zahlt bereits die Hälfte, wenn ich keine 3-6 Stunden am Tag mehr arbeiten kann. Das sind immer so zwischen 80-90% der Neuzugänge. Die volle Rente zahlt der Staat erst, wenn du keine 3 Stunden mehr arbeiten kannst. Das sind so etwa 80-90% aller laufenden Zahlungen im Bestand der deutschen Rentenversicherung. Hört sich komisch an, lässt sich aber erklären. Wenn ich nämlich keine 3-6 Stunden mehr arbeiten kann, hab ich nach einem Jahr Anspruch auf die volle EMI. Aber nur, wenn der Arbeitsmarkt verschlossen ist. Das bedeutet, dass ich keinen Job bekomme.

Bei der privaten EUV kann der Versicherer bestimmen, wann er zahlt. Marktstandard sind aber die drei Stunden täglich. Und trotzdem muss ich aufpassen. Es gibt auch Anbieter, die erst leisten, wenn ich nur noch 2 Stunden am Tag oder 7 Stunden die Woche arbeiten kann.

Sowas wie den verschlossenen Arbeitsmarkt gibt es da nicht.

Dann zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung also nie?

Das Bild mit dem Kopf unterm Arm drängt sich hier schon auf. Aber laut der Deutschen Rentenversicherung ist jeder Vierte mal erwerbsgemindert. Und die DRV hat keinen Grund anzugeben.

Woran mag das liegen? Ganz einfach. Die meisten Fälle sind auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Denn wer aus psychischen Gründen nicht mehr in seinem Job arbeiten kann, kann es in der Regel in keinem Job mehr.

Das macht auch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zur Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn beide leisten bei jeder Form von gesundheitlicher Einschränkung.

Warum brauch ich eine private Absicherung?

Auch keine schlechte Frage… Grundsätzlich leistet die staatliche EMI früher als die private EUV. Allerdings ist die Leistungshöhe zu niedrig. Der Durchschnitt liegt unter 800 Euro. Bei der halben EMI gibt es logischerweise nur die Hälfte. Persönlich kann ich mit ungefähr 35% von meinem Gehalt rechnen. Das wird normalerweise nicht reichen.

Deswegen ist eine private Absicherung notwendig. Damit ich keine finanziellen Probleme bekomme.

Wer braucht eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Wie wir jetzt wissen, zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung erst, wenn ich überhaupt nix mehr arbeiten kann. Also ist sie für alle geeignet, die schon in verschiedenen Jobs gearbeitet haben, mehrere Ausbildungen durchgemacht haben oder einfach offen für eine Umschulung sind.

Ich trage dann für die Zeit, bis ich wieder eine Arbeit habe oder die Umschulung vorbei ist. Die Agentur für Arbeit gibt es auch noch. Das kann ich einkalkulieren.

Für handwerkliche Berufe drängt sich die Versicherung allein schon deswegen auf, weil sie auch mal für ein Drittel einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu haben ist. Aber Geiz ist halt nicht geil, sondern gefährlich. Vor allem, wenn es um Qualität und sowas Wichtiges wie die Absicherung meiner Ausgaben geht.

Aber ich kann ja mal für mich prüfen, ob ich umschulen würde, wenn ich meinen Beruf nicht mehr ausüben könnte. Ich denke, die wenigsten würden sich ein Netflix-Abo holen und den Rest des Lebens chillen. Selbst wenn es finanziell möglich wäre.

Wenn ich also bereit wäre umzuschulen, dann ist die Berufsunfähigkeitsversicherung vielleicht sogar überhaupt nicht meine Versicherung.

Unterm Strich

OK, wenn die BUV zahlt, zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung nicht zwangsläufig auch. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sie es in den meisten Fällen nicht tut. Aber wenn alle sagen, dass psychische Erkrankungen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung der häufigste Auslöser sind, dann zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zumindest in diesen Fällen genauso gut. Und wenn ich Handwerker bin und ein bisschen Geld auf der Seite habe, ist die EUV zumindest eine Überlegung wert.

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