Früher gehörte der Bausparer einfach dazu. Oft haben die Großeltern für das Enkelkind einen Bausparer bespart. Dahinter steckte die Sehnsucht nach einem Eigenheim.

Heute ist die Welt ein bisschen kleiner geworden. Man lebt nicht zwingend dort, wo man geboren ist und manche ziehen für den Job sogar ins Ausland. Wozu also einen Bausparer, wenn ich dann eh nie ein Haus baue?

Wozu ist ein Bausparer gut?

Die Grundidee der Bausparkassen ist die Baufinanzierung im Kollektiv. Die einen legen Geld zur Seite und bekommen dafür einen kleinen Zins auf ihr angespartes Guthaben. Und nacheinander können die, die bauen oder renovieren wollen, aus dem gemeinsam angesparten Geld ein zinsgünstiges Darlehen in Anspruch nehmen.

Daher muss man beim Bausparen auch immer etwas „Zeit“ mitbringen und bekommt den günstigen Zins nicht sofort.

Wie funktioniert ein Bausparer genau?

Jede Bausparkasse und jeder Tarif haben selbstverständlich ihre Besonderheiten. Aber vom Grundsatz kannst du es dir so vorstellen, dass du eine bestimmte Summe (Bausparsumme) abschließt, zum Beispiel 100.000€. Die erste Hälfte musst du selbst ansparen, damit du die andere Hälfte dann als zinsgünstiges Darlehen bekommst. Wenn du die erste Hälfte angespart hast, ist dein Vertrag zuteilungsreif.

Warum gerade jetzt bausparen?

In den vergangen 15-20 Jahren, war es eigentlich immer so, dass zum Zeitpunkt, als dein Bausparer „zuteilungsreif“ war, der freie Bankenmarkt immer einen günstigeren Zins hatte als ein vergleichbares Bauspardarlehen.

Weil aktuell die Bauzinsen sehr stark gestiegen sind und auch auf Sicht der nächsten Jahre voraussichtlich nicht wieder signifikant nach unten gehen werden, bieten die aktuellen Bauspartarife sehr günstige Zinsen, zwischen 0,4% – 2,5% p.a., die du dir im Darlehensbereich sichern kannst.

Wie kann ich nun einen Bausparer sinnvoll abschließen und einsetzen?

Ich persönlich bin der Meinung, dass kein Immobilienbesitzer und auch die, die welche werden wollen, einen Fehler machen, wenn sie aktuell einen Bausparer abschließen.

Warum? Weil es sehr viele flexible Einsatzmöglichkeiten gibt.

1. Der Immobilienbesitzer muss renovieren

Du besitzt bereits eine Immobilie und weißt, dass in den nächsten Jahren (und das ist bei jeder Immobilie so) Renovierungen auf dich zukommen. Nichts Schöneres, als dann planbar zu wissen, wie die Kosten finanziert werden.

Du musst dann auch nicht den kompletten Vertrag verwenden, sondern teilst den Vertrag so auf, wie du ihn benötigst. Beispielsweise hast du einen 100.000€ Vertrag, da sind 15.000€ Guthaben drin, dann kannst du weitere 15.000€ als Darlehen haben und zahlst dieses zurück. Der restliche Vertrag läuft dann einfach weiter und du kannst ihn für ein späteres Vorhaben verwenden.

2. Der Immobilienbesitzer benötigt eine Anschlussfinanzierung

Deine Zinsbindung bei deiner Finanzierung läuft in drei bis sieben Jahren aus. Auch dann kannst du dir mit einem Bausparer einen Teil, oder vielleicht sogar die komplette „offene Summe“ absichern und hast heute schon Planungssicherheit für die Zukunft.

3. Du möchtest eine Immobilie kaufen

Hier finde ich folgenden Ansatz sehr interessant:

Hebelung deines Eigenkapitals, um dadurch eine bessere Kondition für die Bankfinanzierung zu bekommen.

Das lässt sich am einfachsten mit einer Einmalzahlung in den Bausparvertrag erklären. Geht aber auch mit monatlichen Zahlungen…

Ich nehme wieder das Beispiel mit den 100.000€ Bausparsumme und du zahlst heute sofort 50.000€ ein. Dann braucht dein Bausparvertrag ca. 3,5 Jahre, bis er zuteilungsreif ist und du die anderen 50.000€ als Darlehen erhältst.

Nun ist es zufällig in 3,5 Jahren so weit, dass du deine Traumimmobilie gefunden hast.

Sollte es früher so weit sein, dann gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Zwischenfinanzierung. Also auch hier kommst du an Geld 😊. Und wenn es länger dauern sollte, ist das auch kein Problem. Dann steht dir dein Geld weiterhin zur Verfügung.

Bis zu 50.000€ Darlehen ohne Eintragung einer Grundschuld

Weil du bei einigen Bausparkassen bis zu 50.000€ Bauspardarlehen bekommst ohne eine Eintragung einer Grundschuld, kannst du das Darlehen dort aufnehmen und deiner Bank dieses Geld als zusätzliches Eigenkapital „verkaufen“.

Somit bringst du aus Sicht der Bank mehr Eigenkapital mit in die Finanzierung ein. Und je mehr Eigenkapital (also Sicherheit) die Bank hat, desto günstiger wird der Darlehenszins für deine Hauptfinanzierung.

Der Zins beim Bausparer ist hier nicht entscheidend, viel mehr die monatliche Belastung

Wichtig ist bei dem o.g. Konzept, dass die Rückzahlungsrate des Bausparers nicht zu hoch ist. Da du ja nebenbei noch die Darlehensrate für die Hauptfinanzierung stemmen musst.

Beim Bausparen gilt der Grundsatz, je günstiger der Zinssatz, desto höher die Rate. Also was bringt es jetzt wenn ich einen Bausparer mit 0,45% p.a. Zinsen habe und diesen mit monatlich 1.000€ zurück zahlen muss, wenn ich auf der anderen Seite 2,25% p.a. habe und das dann aber mit 350€ monatlich abbezahlen kann.

Die richtige Auswahl der Bausparkasse und Tarif ist wichtig, denn dann musst du dich nicht heute festlegen.

Das Wichtigste, du musst dich heute nicht festlegen für welche Variante du dich entscheidest, du kannst bei ausgewählten Bausparkassen „einfach mal loslegen“ und wenn es soweit ist, kannst du dann schauen welches Konzept für dich dann am besten geeignet ist.

Bausparsumme nicht zu hoch abschließen

Jeder Bausparvertrag hat auch eine Abschlussgebühr zwischen 1,0% bis 1,6% daher sollte die Bausparsumme mit Bedacht gewählt werden, da du die Abschlussgebühr immer am Anfang zahlst und danach erst dein Guthaben aufgebaut wird.

Und wenn dir das alles irgendwie doch zu kompliziert ist, dann lass dir von uns helfen!