2022 war ein gutes Jahr für Value-Investoren. Nach vielen Jahren mit einer Unterperformance zu Growth-Werten übertraf der valueorientierte Anlagestil den Markt der Wachstumswerte.
Nun stellt sich die Frage: Geht das Value-Comeback weiter oder war es nur ein Strohfeuer ? Wir meinen, dass mehrere Gründe dafür sprechen, dass die Aussichten für Value-Investing gut bleiben und dass der Markt am Anfang einer neuen Stil-Rotation stehen könnte.
Value-Aktien – also niedrig bewertete und bei Investoren weniger gefragte Unternehmen – erwiesen sich zuletzt als relativ robust. Sie schnitten deutlich besser ab als der breite Markt. Noch deutlicher übertrafen sie die „Wachstumswerte“, also das Growth-Segment. Viele Investoren hatten nach vielen Jahren einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung des Value Segments Value Titel bereits abgeschrieben.
Auf die Bewertung kommt es an
Nach wie vor halten wir die Bewertungen für einen zentralen Anker, um langfristig erfolgreich zu investieren. Nachdem aktuell Value wieder in der Gunst der Investoren steht, kommt es darauf an, auf das langfristige Potenzial des Anlagestils hinzuweisen. In den letzten Jahren haben teure Wachstumswerte den Markt getrieben. Die Investoren mussten also einfach nur Wachstumstitel kaufen, um den Markt zu übertreffen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch ein anderes Bild: Value-Aktien haben in den 1980er, 1990er und frühen 2000er Jahren eine anhaltend überlegene Wertentwicklung erzielt. Value-Investing wurde zu einer etablierten Strategie, weil es über längere Zeiträume und über verschiedene Konjunkturzyklen hinweg seine Stärke bewiesen hat.
Allerdings hat die jüngere Vergangenheit vor allem die jüngeren Investoren naturgemäß stark geprägt, und die frühere Stärke von Value scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Wir sehen im Aufspüren von „unbeachteten“, niedrig bewerteten Aktien das Potenzial für eine langfristig erfolgreiche Strategie. Die Maßnahmen nach der Weltfinanzkrise von 2008/2009 waren einer der Hauptgründe dafür, warum sich Value-Investments in den letzten zehn Jahren unterdurchschnittlich entwickelt haben. Damals griffen die großen Zentralbanken zu Zinssenkungen.
Zugleich versuchten sie mit einer Politik der quantitativen Lockerung – also dem Ankauf von Finanzanlagen wie etwa Staatsanleihen – die Wirtschaft anzukurbeln. Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 intensivierten die Zentralbanken die Maßnahmen dann noch weiter.
Auswirkung der 0%-Zins-Politik
Problematisch wurde es jedoch, als die Zinsen auf Null sanken. In diesem Umfeld hörten die Investoren auf, die Bewertungen zu berücksichtigen. Der risikofreie Zinssatz – also der Betrag, den Investoren bei einer Anlage ohne Risiko erwarten können – lag bei 0 %. Angesichts dessen konnten sie die Zahlung hoher Multiplikatoren für Unternehmen rechtfertigen, die als qualitativ hochwertiger und wachstumsstärker angesehen wurden.
Auch die Globalisierungstendenzen und den Aufstieg chinesischer Unternehmen war ein Gegenwind für den Value-Stil. Es ist ermutigend, dass die über ein Jahrzehnt lang prägenden Treiber des „Growth“-Anlagestils jetzt auslaufen könnten. Die Zinssätze sind im vergangenen Jahr stark gestiegen, weil die Zentralbanken die hohe Inflation eindämmen wollen.
Wir haben zudem eine Kehrtwende hin zu einer quantitativen Straffung der Geldpolitik erlebt: Die Zentralbanken planen, ihre hohen Anleihebestände abzubauen.
Es gibt auch Anzeichen für einen Rückzug aus der Globalisierung. Frühere Trends kehren sich um, neue Dynamiken wie etwa die Energiewende entstehen. Dementsprechend wird sich auch das Umfeld für viele Unternehmen verändern. Diese Umkehrungen verändern oft auch die Wahrnehmung davon, was zu „Value“ und was zu „Wachstum“ gehört. Der Energiesektor ist ein ungeliebter Bereich, trotz der Kursgewinne im letzten Jahr. Er könnte möglicherweise von der robusten Nachfrage und der Energiewende profitieren.
Auf der anderen Seite gaben die Kurse vieler beliebter, großer Technologiewerte im vergangenen Jahr nach. Angesichts der steigenden Zinsen stellten die Investoren die hohen Bewertungen in Frage. Diese Veränderungen könnten möglicherweise weitergehen. Trotz des guten Ergebnisses im letzten Jahr sind wir der Meinung, dass die jüngste Value-Erholung noch nicht abgeschlossen ist.
Mit der richtigen Strategie ans Ziel
Wir halten die über ein Jahrzehnt andauernde Value-Underperformance nicht einmal annähernd für überwunden. Die Bewertungsspannen zwischen den billigsten und den teuersten Aktien sind im historischen Vergleich nach wie vor sehr groß. Im Laufe des Jahres wird der Markt wahrscheinlich mit einigen großen Problemen zu kämpfen haben: etwa mit dem anhaltenden Krieg in der Ukraine; der Entwicklung der weltweiten Inflation und der Zentralbankpolitik; und der Möglichkeit einer Rezession.
Diese Ungewissheiten könnten zu einer gewissen Marktvolatilität führen. Bei einer so großen Bandbreite an potenziellen Ergebnissen wird es sehr wichtig sein, ein sehr ausbalanciertes Aktienfonds-Portfolio zusammenzustellen. Angesichts der großen Bewertungsspannen und des ermutigenden Hintergrunds für den Value-Stil haben wir in den letzten Wochen ein zusätzliche Aktienstrategie mit dem Namen BSC Stabilität Aktien 100 % erarbeitet. Darin enthalten sind 6 schwankungsarme Aktienfonds und Stile von 6 unterschiedlichen Fondsgesellschaften. Informieren Sie sich bei Ihrem BSC-Berater oder bei Ihrer BSC Beraterin näher.