Gleichberechtigung von Mann und Frau ist leider in Deutschland bei Finanz-Angelegenheiten noch eher die Ausnahme. In diese traurige Realität werden wir alle regelmäßig durch Statistiken rund um die finanzielle Situation von Frauen zurückgeholt. Der Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen den Gehältern von Mann und Frau, liegt aktuell bei 18 %. Noch heftiger sieht es aus, wenn Frauen in Rente gehen. Weil sie oft die Erziehungszeiten der Kinder übernehmen oder danach beruflich kürzertreten, liegt der Gender-Pension-Gap aktuell bei 59 %. Das heißt Frauen bekommen 59 % weniger Rente als Männer. Jede 2. Frau muss mit einer Rente von weniger als 1.250 € auskommen. Wir als Finanzberater:innen wollen durch unsere Beratung hier etwas zur Lösung des Problems beitragen. In unserem Interview mit unserer Innendienstleiterin Sofia Hennig und unserem Altersvorsorge-Experten Herbert Aul erfährst du, was du heute für eine auskömmliche Rente tun kannst.

 Sofia, du bist die Innendienstleiterin in unserem Büro in Hammelburg und gleichzeitig natürlich auch Betroffene, wenn es um den Gender-Pension-Gap geht. Bald wirst du zum 1. Mal Mutter. Welche Gedanken bewegen dich zu diesem Thema?

 Sofia: Ich bin mir aufgrund meiner Ausbildung natürlich der Problematik bewusst. Gleichzeitig ist für mich auch klar, dass ich in Elternzeit gehen und danach voraussichtlich in Teilzeit arbeiten werde. Ich habe schon das Gefühl, das wir als Frauen etwas abgehängt sind, was die Versorgung im Alter betrifft.

Herbert, du bist schon einige Jahrzehnte in der Versicherungsbranche tätig und kennst unser Rentensystem auch mit seinen Problemen in- und auswendig. Kannst du erklären, worin die Hauptursache dafür liegt, dass Frauen eine so viel geringere Rente als Männer bekommen?

 Herbert: Also grundsätzlich ist es so, dass ich, wenn ich arbeite, sog. Entgeltpunkte abhängig von der Höhe meines Einkommens bekomme. Mit denen wird später meine gesetzliche Rente berechnet. Frauen verdienen leider im Schnitt weniger. Allein das bedeutet schon, dass sie im Schnitt weniger Entgeltpunkte haben und weniger Rente bekommen. Dies wird aber noch verstärkt dadurch, dass Mütter meistens die Elternzeit komplett übernehmen. Und auch dadurch, dass sie danach in Teilzeit arbeiten. Das führt zu einer noch größeren Ungleichheit, als nur der Gehaltsunterschied ausmacht.

Wie kann denn langfristig eine Lösung für das Problem aussehen?

Herbert: Das Wichtigste ist, dass Frauen sich überhaupt mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen. Nicht nur, wenn Nachwuchs erwartet wird, sondern so früh wie möglich. Wer bereits in seiner Ausbildung mit der Altersvorsorge beginnt, kann aufgrund des Zinseszinseffektes das Meiste erreichen. Wenn Nachwuchs kommt, sollten Paare überlegen, wie das Familieneinkommen fair aufgeteilt werden kann. Es ist nicht gut, wenn nur der Mann weiter seine Altersvorsorge betreibt und die Verträge der Frau jahrelang betragsfrei gestellt werden. Auf diese Weise geht zu viel Geld für die Frau verloren.

Sofia, was denkst du darüber?

Sofia: Ich kann das absolut unterstreichen und finde es auch sehr wichtig, dass man sich gemeinsam mit seinem Partner über die Altersvorsorge unterhält. Allerdings ist vermutlich in jeder Familie erst mal weniger Geld da, wenn die Mutter in Elternzeit ist bzw. in Teilzeit arbeitet. Hier müsste es aus meiner Sicht, mehr Unterstützung für Familien geben.

Herbert, gibt es schon sowas und wie siehst du das?

 Herbert: Grundsätzlich können Mütter sich ihren Entgeltpunkt für die Zeit der Kindererziehung bei der Deutschen Rentenversicherung zurückholen. Sie müssen hierzu das Formular V800 ausfüllen und zur Deutschen Rentenversicherung schicken. Das reicht aber nicht aus, um die komplette Rentenlücke zu schließen. Ich finde Unterstützung von Seiten der Arbeitgeber sinnvoll. Hinsichtlich des Fachkräftemangels haben Unternehmen ja auch ein Interesse daran, Mütter als Arbeitnehmerinnen zu halten. Sie könnten beispielsweise die betriebliche Altersvorsorge der Mütter weiterzahlen. Das wäre eine Win-Win-Situation. Die Familien werden finanziell entlastet, der Arbeitgeber bietet seinen Mitarbeiterinnen einen echten Benefit. Frauen, die finanziell gut aufgeklärt sind, können sowas proaktiv verhandeln. Ich betone darum noch mal, dass der Schlüssel darin liegt, sich gut über Finanzen zu informieren.

Vielen Dank euch beiden für das informative Interview!

Wenn du jetzt auch wissen möchtest, wie du deine Altersvorsorge am besten angehst, melde dich einfach bei deinem BSC-Finanzberater!