Es lässt sich gut darüber streiten, ob die Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist. Aber es führt zu nix. Ich hab mir selbst noch keine großen Gedanken zur Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung gemacht. Deshalb will ich diese Gedanken jetzt einfach mal ohne Wertung sammeln. Vielleicht komme ich ja am Ende zu einem Ergebnis.

Was ist die Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Karenzzeit ist der Zeitraum, nach dem ich Geld aus der BUV bekomme. Habe ich eine Karenzzeit von 6 Monaten vereinbart und bin 12 Monate BU, dann bekomme ich 6 Monate lange meine Rente.

Grundsätzlich gibt es keine Karenzzeiten in der BUV. Das muss ich wirklich wollen. Also, keine Angst.

Die Wartezeit ist was anderes. Da muss ich schon aufpassen. Wenn ich eine Wartezeit vereinbare, habe ich überhaupt keinen Anspruch auf Leistung, wenn ich innerhalb der Wartezeit BU werde. Die Wartezeit beginnt mit Vertragsabschluss und ist irgendwann vorbei. Die Karenzzeit beginnt mit Eintritt des Versicherungsfalles jedes Mal neu. Wenn ich kurz hintereinander wegen der gleichen Sache BU werde, dann aber nicht. Das regeln die Versicherer in den Bedingungen.

Was ist der Vorteil einer Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Je länger die Karenzzeit ist, desto weniger kostet die BUV. Ein 30-jähriger Mechatroniker zahlt bis Endalter 67 für 2.000 Euro Rente beim günstigsten Anbieter 172 Euro im Monat. Bei 6 Monaten Karenzzeit sind es 160 Euro, bei 12 155 Euro und bei 24 nur noch 136  Euro. Der Versicherer spart sich aber auch 12.000, 24.000 bzw. 48.000 Euro. Da kann ich schon mal Rabatt geben.

Da sagt mir mein Bauch, dass das in keinem guten Verhältnis steht. Auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, weniger als 50%. Also spare ich in dem wahrscheinlicheren Fall Geld. Und auf der ganz anderen Seite schließe ich aber keine Versicherung ab, um dann davon auszugehen, dass ich nie die Leistung brauche. Statistiken sagen, dass die Leistungsfälle im Durchschnitt immer kürzer werden. Es gibt viele Fälle, die unter der Grenze von 12 Monaten liegen und auf der anderen Seite eben die Fälle, die 7 Jahre und länger dauern.

Statistiken helfen aber nix, wenn ich der eine unter vielen bin, den es dann doch trifft. Logisch.

Deswegen sollte ich meine Entscheidung an belastbare Argumente hängen.

Wann könnte eine Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein?

Wenn ich 24.000 Euro Rücklagen habe, kann ich über eine Karenzzeit nachdenken. Da sehe ich dann überhaupt kein Problem. Ich kann die Zeit finanziell überbrücken, gegebenenfalls auch mehrmals. Und wenn ich dauerhaft BU bin, bin ich über die Versicherung abgesichert.

Das wird jetzt nicht so häufig der Fall sein, ist aber eine Möglichkeit.

Manch einer wird sagen, dass er ein Krankentagegeld hat oder die Lücke während der Zeit der Krankschreibung aus Rücklagen stemmen kann. Das ist ein gutes Argument. Aber es kann auch in die Hose gehen.

Nicht zu knapp kalkulieren…

Nur mal angenommen, es erwischt mich voll. Dann wird die Krankenversicherung sagen, dass ich dauerhaft außerstande bin zu arbeiten. Sobald der Zustand dauerhaft ist, ist die Krankenkasse nicht mehr zuständig und die Deutsche Rentenversicherung muss prüfen. Die prüft dann, ob ich noch drei Stunden am Tag in irgendeinem Beruf am allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten kann. Ist das nicht mehr der Fall, bekomme ich meine Erwerbsminderungsrente. Dadurch vergrößert sich die Lücke von etwa 25% auf ca. 65% zu meinem Gehalt. Das muss ich dann halt auch stemmen können.

Aber für 12 Monate sollte es eigentlich schon in vielen Fällen gehen, weil ich ja Anspruch auf ALG I habe. Ich muss mich halt arbeitssuchend melden.

Unterm Strich ist mir persönlich das Risiko im Verhältnis zur Ersparnis zu hoch. Aber wer für 12 Monate auf Krankengeld spekulieren möchte oder vom Arbeitslosengeld leben könnte, der kann sich so gut 10% der Beiträge sparen.

Außerdem bietet das nicht jeder Versicherer im gleichen Umfang an. Das schränkt die Auswahl dann auch noch unnötig ein…