Braucht Deutschland so viele Geldinstitute? Diese Frage stellte sich bereits 1990 der damalige Deutsche-Bank-Manager Ulrich Cartellieri. Seine Antwort: Es werde zunehmend schwieriger in der Branche Geld zu verdienen, deshalb müsse die Anzahl der Institute sinken. Seiner Botschaft legte er einen Vergleich zugrunde: Banken, die Stahlindustrie der 90er Jahre.

„Museumsreif, zum Aussterben verurteilt“

Eine düstere Prognose, die Cartellieri damals stellte. Und heute, 26 Jahre später: bittere Realität. Die Branchen-Riesen Commerzbank und Deutsche Bank stehen mit dem Rücken zur Wand. Das Grundproblem: Es gibt zu viele Institute, die zu wenig Geld verdienen. Die Ertragskraft ist zu gering, die Kapitaldecke zu dünn und der Sektor schlichtweg zu groß.

Die deutsche Banken-Landschaft hat es versäumt, notwendige Reformen in die Tat umzusetzen. In den USA haben Banken die Chancen der Finanzkrise wesentlich besser genutzt. Vom Staat zwangsrekapitalisiert, fahren sie heute wieder Gewinnen ein. Die Eurozone hinkt noch hinterher. Und Deutschland? Das steht dabei ganz hinten an.

Nullzinsphase: Nur die halbe Wahrheit!

Die schlechte Wirtschaftslage im Finanzsektor liegt nicht allein darin begründet, dass die anhaltende Nullzinsrunde auf die Erträge drückt. Auch wenn dies EZB-Präsident Draghi seinen Gegnern gerne glauben machen will. Die andere Hälfte der Wahrheit liegt in Deutschland vielmehr in der Struktur des Bankensystems. 1700 Institute und 34.000 Filialen. Befeuert wird der Wettbewerb von nebeneinander agierenden Akteuren: Genossenschaftsbanken, Sparkassen und private Geldinstitute. Das Vorteils-Prinzip ist einfach und fällt zu Gunsten des Verbrauchers aus. In keinem anderen Industrieland sind Bankdienstleistungen so günstig wie in Deutschland. Banken fällt es zunehmend schwerer rentabel zu wirtschaften. Der Druck auf die Geldhäuser steigt. Und der wachsende Markteintritt neuer Wettbewerber aus der Tech-Szene heizt das Klima zusätzlich an.